„Wir haben viel erreicht“

11. Mai 2015

DGB_1. Mai

Davon war der DGB bei Maikundgebung in Sand überzeugt – Und man hat noch viel vor,

Sie gehören zum 1. Mai wie das Maibaumaufstellen: Die Maidemonstrationen. In diesem Jahr feiert der Tag der Arbeit Jubiläum: Vor 125 Jahren gingen Menschen auf der ganzen Welt zum ersten Mal am 1. Mai auf die Straße, um für die Rechte der Arbeiterschaft zu demonstrieren.

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Im Biergarten „Gogerswiesen“ in Sand am Main wird seit Jahren die Tradition der Kundgebung aufrecht erhalten, wozu der DGB-Kreisverband eingeladen hatte. „Der 1. Mai ist unser Tag der Arbeit. Wir stehen in Solidarität für die Rechte der arbeitenden Menschen ein“, begrüßte DGB-Kreisvorsitzende Anna Schlechter. „Wir haben viel erreicht und noch viel vor“, motivierte die Funktionärin.

Anna Schlechter ging auf die Historie ein: Am 1. Mai 1890 versammelten sich Arbeiterinnen und Arbeiter zum ersten Mal, um international für den Acht-Stunden-Tag zu kämpfen. Immer wieder kamen sie in den folgenden Jahren am 1. Mai zusammen, um für ihre Forderungen einzustehen. So konnten laut Funktionärin in den 125 Jahren von den Gewerkschaften viele hart umkämpfte Errungenschaften durchgesetzt werden. „Dazu gehört auch, dass wir uns heute hier versammeln können, ohne verfolgt zu werden“, so die DGB-Kreisvorsitzende. Ebenso gehöre dazu, dass ein Betrieb kein demokratiefreier Raum mehr sei, in dem ein Arbeiter ohne Rechte dasteht und der Willkür seines Chefs ausgeliefert ist.

Mit dem Mindestlohn hat die Gemeinde Sand keine Probleme, wir begrüßen die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes. Wir haben auch kein Problem mit den Dokumentationspflichten, wie 3. Bürgermeister Paul Hümmer in seinem Grußwort versicherte. Die Einhaltung von Tarifverträgen ist für die Verantwortlichen in der Gemeinde Sand eine Selbstverständlichkeit, leider ist dies nicht in allen Kommunen so. Ich begrüße es, dass sich zukünftig niemand mehr auf der Arbeit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohnes den Buckel krumm machen muss. Ich wünsche den DGB Gewerkschaften dass diejenigen die vom Mindestlohnes profierten Mitglieder in der Gewerkschaft werden. „Mit der Forderung nach den Wegfall der Dokumentationspflichten betätigt sich die CSU als die Schutzpatronin der Lohnbeschummler,“ kritisierte Hümmer zum Schluß die Forderungen der CSU.

Der Mindestlohn gilt ab Januar und beträgt 8,50 Euro pro Stunde. Er gehört laut Schlechter zur positiven Gewerkschaftsbilanz des letzten Jahres. Unverständlich sei, dass Arbeitgeber schon zum Generalangriff gegen den Mindestlohn blasen und diesen gar „Bürokratiemonster“ nennen, weil man Arbeitszeiten erfassen müsste. „Der Mindestlohn muss für alle gelten“, sagte Schlechter. Dafür habe man zu lange, gemeinsam, überzeugend und erfolgreich gekämpft, weil er deutschlandweit Millionen Menschen helfe, ihr Einkommen zu verbessern. „Der Mindestlohn von 8,50 ist immer noch zu wenig, um die heutigen Lebenskosten zu tragen und gleichzeitig für das Alter vor zu sorgen“, war sich Schlechter sicher. In den Haßbergen würden an die 1000 Menschen vom Mindestlohn profitieren. Vor allem Frauen – und das in Bereichen wie Pflege oder Gastronomie – seien lange Zeit unter dem Wert ihrer Arbeit bezahlt worden. Trotz positiver Erfolge haben die Gewerkschaften noch viel vor: Rechtsextremismus, Investitionspolitik, mehr soziale Gerechtigkeit, sichere Arbeitsplätze statt Minijobs, die Schere zwischen Arm und Reich waren Schlagworte, die zu hören waren.

Den 1. Mai bezeichnete Festredner Benjamin Hornung, Projektsekretär der IG Metall Schweinfurt, als „Unsere Erfolgsgeschichte“, eine Erfolgsgeschichte der gewerkschaftlichen Demokratiebewegung. Diese habe schon immer über den nationalen Tellerrand hinausgeblickt. Solidarität höre nicht an der Staatsgrenze auf. Seit 125 Jahren kämpften Gewerkschaften dafür, dass keiner in der Gesellschaft Angst haben müsse, nur weil er anders ist als andere. „Wir wollen eine offene, demokratische, freie Gesellschaft“, forderte Hornung. Rassismus habe in der Gesellschaft nichts verloren.

Die Kluft zwischen arm und reich, war ein weiteres Thema, auf das der DGB-Funktionär näher einging. Diese sei stärker als bisher angenommen – laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Trotz Krise und Niedrigzinsen habe die reichste Bevölkerungsgruppe ihren Anteil am Gesamtvermögen stetig ausbauen können.

Über die Höhe des Vermögens der Superreichen sei wenig bekannt. Man hülle sich gern in Schweigen. Auf der anderen Seite sei Armut bestens erforscht. Über die Einkünfte und Vermögenssituation müssten Betroffene auf Heller und Cent Auskunft geben. Eine ungleiche Verteilung der finanziellen Ressourcen ist für Hornung nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen bedenklich und stellt eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar, „es ist auch ökonomisch unvernünftig.“ Man habe viel erreicht, aber es bleibt auch noch einiges zu tun, zog Hornung abschließend sein Fazit. Nur gemeinsam könnte man dies erreichen. Für den DGB-Projektsekretär galt wie vor 125 Jahren: „Die Zukunft der Arbeit gestalten wir!“

Zum Abschluß der Kundgebung sang die Vorstandschaft der DGB Kreisverbandes Haßberge zusammen mit den Teilnehmern das Arbeiterlied „Brüder zur Sonne zur Freiheit. Unser Bild zeigt (von links) Helmut Buld, Ines Buschkamp, Sabine Schmitt, Rosl Pflaum, Thomas Dietzel, Anna Schlechter, Nicole Schubert, IG Metall Referent Hornung, Willi Schütz und Winfried Schütz an der Gitarre.

Fotos: Paul Hümmer

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