SPD/Aktive Bürger im Oberauracher Gemeinderat

14. September 2015

Tourismus und Fremdenverkehr sind die Zukunftschance

Oberaurach. In einer Erklärung zur aktuellen Diskussion um die Zukunft des Steigerwalds und der Resolution „Nachhaltigkeitsregion Steigerwald“, nehmen die Gemeinderäte der SPD/Aktiven Bürger Oberaurach getragen von dem Wunsch nach einer sachlichen und zielführenden Diskussion zum Wohle unserer Heimatregion und unserer Nachkommen Stellung. Die SPD hatte in der Gemeinderatsitzung vom August der vorgelegten Resolution nicht zugestimmt und eine eigenen Position eingebracht.

Nicht zuletzt vor den jüngsten landespolitischen Entscheidungen, die im Steigerwald auch noch jeden kleinsten Ansatz für ein Naturschutzkonzept zunichte macht und abwürgt – wohlgemerkt gegen den fachlichen Rat der beteiligten Regierungsstellen in der Regierung von Oberfranken, lehnten wir die vorliegende Resolution ab. Weiter betrachten wir – angesichts des derzeit unserer Meinung nach überdurchschnittlich hohen Holzeinschlages, den die Staatsforsten GmbH im Steigerwald vornimmt, auch den Vorstoß zu einer „Nachhaltigkeitsregion“ sehr skeptisch.

Im Einzelnen sind in der Resolution Passagen sehr diskussions- bzw. fragwürdig. Und auch die Art und Weise, wie nun diese Resolution in allen Steigerwaldgemeinden bis Ende September durchgesetzt werden soll, gibt zu denken. Noch im Februar 2015 war zu lesen, dass alle Möglichkeiten/Varianten im Steigerwald besprochen werden sollten, jetzt beschränkt man sich lediglich auf das Nachhaltigkeitskonzept. Auf welcher Erfahrungs- oder Wissensgrundlage kann behauptet werden, dass eine Nachhaltigkeitsregion der bessere Weg für unsere Heimat ist? Und wie kann im gleichen Atemzug postuliert werden, dass die Chancen eines Nationalparks oder auch Biosphärenreservats „zweifelhaft“ seien?

Bis heute hat noch niemand hierzu eine offizielle, unabhängige Analyse bzw. Abfrage in der Region erhoben. Die Frage ist wie die Potenziale, die der Steigerwald zweifellos besitzt, genutzt werden können, ob als Naturraum, als Wirtschaftsraum oder als Kombination von beiden.

Angesprochen werden auch die im Steigerwald ansässigen Sägewerke und die damit verbunden Arbeitsplätze. Nicht erwähnt wird aber, dass über 80% des Holzeinschlages im Staatswald in Großsägewerke, außerhalb unserer direkten Wertschöpfungsmöglichkeiten, abfließen. Um den Bürgerinnen und Bürgern hier im Steigerwald einen sicheren, nachhaltigen Zugang zum Brennstoff Holz zu sichern, müsste der Verkauf in die Großsägewerke drastisch zurückgefahren werden.

Wir verstehen nicht so recht, warum sich die Gemeinde Oberaurach über die Errichtung des Steigerwald-Zentrums Handthal im Landkreis Schweinfurt freuen kann. Dieses Zentrum hätte nicht in einer Wein- sondern in einer zentralen Waldregion errichtet werden müssen. Es hätte andere Alternativen gegeben zum Beispiel mit dem alten Forsthaus in Koppenwind. Oder noch besser, an unserem Umweltbildungszentrum (UBIZ) in Oberschleichach als Ergänzung und Erweiterung. Da hätte die hiesige CSU zusammen mit den Steigerwald Bürgermeistern was gekonnt!

Verantwortungsvoll wäre es aus unserer Sicht, nach all den Jahren der populistischen Grabenkämpfe, alle Möglichkeiten, die es für die Weiterentwicklung im Steigerwald gäbe, endlich sachlich und ergebnisoffen miteinander zu diskutieren und der gesamten Bevölkerung in Ruhe zu präsentieren.

Noch im Juni 2007 waren sich Landrat Handwerker und die Bürgermeister aus dem Steigerwald einig, eine ökologische Studie in Auftrag zu geben. Landrat Handwerker wurde beauftragt, mit dem Bayerischen Umweltministerium die Übernahme der Kosten abzuklären. Noch im gleichen Jahr hatte der damalige Umweltminister Werner Schnappauf die Übernahme der Kosten für eine Studie zugesagt.

Tourismus und Fremdenverkehr. In diesem Wirtschaftssektor schlummern die Potenziale unserer wundervollen Heimatregion.

Im Interesse unserer Bevölkerung sollten wir zukunftsweisende Wege einschlagen und nach einer Entwicklungsoption suchen, die wirklich einen großen Wurf bietet, eine unverwechselbare Marke. Mit dieser kann dann eine positive Entwicklung unserer Heimat für die Zukunft erreicht werden. Hierbei denken wir nicht nur an die Holzbewirtschaftung sondern auch an den Tourismus und Fremdenverkehr. In diesem Wirtschaftssektor schlummern die Potenziale unserer wundervollen Heimatregion im Dornröschenschlaf. Wir bezweifeln, dass eine „Nachhaltigkeitsregion“ mit „Trittsteinen“ ähnliche Magneteffekte im überregionalen Tourismus hervorruft, wie ein „Nationalpark“ oder auch ein „Biosphärenreservat“.

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn sich die Gemeinde Oberaurach für die grundsätzliche Weiterentwicklung aller Potentiale im Steigerwald ausspricht und entsprechend agiert. Auch das Trittsteinkonzept und die Nachhaltigkeitsregion können Steine im Gesamtmosaik sein.

Der Inhalt der vorgelegten Resolution scheint in sehr vielen Punkten recht einseitig orientiert und hat somit nichts von Offenheit und Kompromissbereitschaft. Der Gemeinderat der Gemeinde Oberaurach und auch die Gemeinde Oberaurach als solche, würde besser daran tun, sich nicht einseitig festzulegen. Besser wäre sicherlich, wenn sich alle Beteiligten für einen offenen und sachlichen Dialog für die Zukunft der Menschen im Steigerwald einsetzen würden.

Es ist an der Zeit, dass wir unsere festgefahrenen Bilder und Meinungen überdenken und an die Beschlüsse aus 2007 anknüpfen und die bereits seit Jahren überfällige, ergebnisoffene Entwicklungs-Studie für unseren Steigerwald einzufordern. Es gilt von Anfang an offen und vertrauensvoll sowie ohne jeglichen Zeitdruck zusammenzuarbeiten. Naturschutz und die zukunftssichere Weiterentwicklung unserer Region können auf Dauer nur gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern gelingen. Unsere Stellungnahme begründet sich alleine aus unserer ernsten Sorge um die zukünftige Entwicklung unserer Heimat und um die Bewahrung unserer Schöpfung für die nächsten Generationen. Diese beiden Ziele sollten unbedingten Vorrang vor kurzsichtigen betriebswirtschaftlichen oder gar populistischen Zielsetzungen genießen.

Tretzendorf, im August 2015

Dr. Roland Baumann, Thomas Karg, Uwe Endres

Teilen