Sitzung der Kreisvorstandschaft der Haßberg-SPD.

08. Juni 2017

„Einschneidend und schmerzhaft, aber nicht zu vermeiden“

Kreisvorstandschaft der SPD befasst sich mit den Entscheidungen in Sachen Haßberg-Kliniken

Haßfurt Die Situation der Krankenhäuser im Landkreis stand im Mittelpunkt der jüngsten Vorstandssitzung der Haßberg-SPD. Dabei wurde klar, dass die Entscheidung, Hofheim zu schließen zwar bitter, aber aufgrund der Gegebenheiten wohl unumgänglich war.

„Wir brauchen eine ärztliche Versorgung, die den Bedürfnissen und der Nachfrage der Menschen in der Region entspricht, aber dennoch für die Kommunen und den Kreis bezahlbar bleibt!“ Wolfgang Brühl fasste in einem Satz zusammen, was seine Intention war, im Verwaltungsrat, dem er als Kreisrat angehört, mit dem Vorschlag einverstanden zu sein, das Haus Hofheim der Haßberg-Kliniken zum 30. Juni und die Geburtsabteilung zum Jahresende 2018 zu schließen. „Wir mussten eine Entscheidung fällen, die einschneidend und schmerzhaft ist, aber nicht zu vermeiden war“, machte der Kreisvorsitzende der Haßberg-SPD in einer Vorstandssitzung klar.

Zu groß sei in den vergangenen Jahren das Defizit des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken geworden. „Nicht zu reagieren, käme einem Todesstoß für alle drei Standorte gleich“, sagte Wolfgang Brühl. Alternativen sieht der SPD-Politiker, der als Notfallsanitäter selbst im Gesundheitssektor tätig ist, keine. „Wir mussten pragmatisch denken und auch entscheiden.“ Was aber nicht heißt, dass man die Entwicklung der vergangenen Jahre gut heißt! „Natürlich wurden Fehler gemacht“, erklärte Bernhard Ruß. Vor allem sei es schlicht und ergreifend nicht gelungen, die Menschen in der Region von ihrem Krankenhaus zu überzeugen. Das hätte auch das im Verwaltungsrat und den Kreistags-Fraktionen diskutierte neue Gutachten gezeigt. Lediglich 41 Prozent der kranken Haßbergler kommen in eine „ihrer“ Kliniken. Mit nur 34 Prozent liegt die Wertschöpfung, die daraus gezogen wird, sogar noch niedriger. Grund: „In Haßfurt werden im Grunde nur einfache Untersuchungen durchgeführt“, berichtete Jürgen Hennemann. Stehen kompliziertere Eingriffe oder Untersuchungen an, bevorzugen viele Bürgerinnen und Bürger die sprichwörtlichen Spezialisten von außerhalb. „Nur, wenn es gelingt, die Haßbergler von ihren Krankenhäuser zu überzeugen, gibt es eine Zukunftschance“, gab Wolfgang Brühl zu bedenken.

Die Haßberg-Kliniken sind ein klassischer Grundversorger. Als solcher habe man es in den vergangenen Jahren versäumt, sich neben dem Alltagsgeschäft, finanziell wie für die Patienten attraktive Spezialabteilungen zu sichern. Andere Häuser, wie die Steigerwald-Klinik in Burgebrach seien da deutlich weiter und besser aufgestellt. „Inzwischen ist diese Kuh leider schon lange vom Eis“, fand Wolfgang Brühl. Eine Lücke zu finden, in die man angesichts des Angebots rundum schlüpfen könne, sei wohl schwer bis unmöglich. Alleine der Bereich Akutgeriatrie sei für die Zukunft vielversprechend. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass das Ende der Fahnenstange mit den Entscheidungen, die jetzt getroffen worden sind, noch nicht erreicht ist.“ In die Pflicht nehmen möchte der Verwaltungsrat und auch die gesamte Vorstandschaft der SPD dabei zum einen den Vorstand des Kommunalunternehmens. „Es gab durchaus auch Forderungen, dort für eine Veränderung zu sorgen“, wehrte sich Paul Hümmer gegen die Darstellung, dass dem Duo Stephan Kolck und Winfried Neubauer einhellig das Vertrauen ausgesprochen worden sei. „Genau dieses Vertrauen müssen die beiden sich jetzt erarbeiten“, forderte der stellvertretende Kreisvorsitzende. Es müssen so schnell wie möglich – gemeinsam mit den externen Beratern – Vorschläge erarbeitet werden, wie die medizinische Versorgung der Bevölkerung langfristig gesichert werden kann.

„Dabei auf den Bund zu schimpfen und Sicherungszuschläge einzufordern, geht in die falsche Richtung“, bemerkte Bernhard Ruß. Die im neuen Gesetz vorgesehene Unterstützung komme für die Haßberg-Kliniken gar nicht in Frage, da der Radius zum nächsten Krankenhaus auch ohne Kliniken im Landkreis für die meisten Haßbergler nicht zu groß ist. Liefern müsse dagegen der Freistaat. „Wenn unser Heimatminister immer von der Chancengleichheit im gesamten Bayern redet, dann würde ich mir wünschen, dass den Reden endlich mal Taten folgen“, redete Paul Hümmer Klartext. Die Krankenhausplanung sei nun einmal Ländersache. „Wer will, dass die medizinische Versorgung nicht mehr und mehr in Ballungsgebiete abwandert, der muss auch einen finanziellen Anreiz und Ausgleich schaffen.“

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