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Eschenau/Knetzgau. Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) Lkr. Haßberge hat sich in einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Gasthaus Löbl in Eschenau mit dem Pro und Contra eines Nationalparks „Steigerwald“ auseinander gesetzt. Der Kreisvorsitzende Klaus Mandery, Ebern, begrüßte hierzu die Referenten Frau Ulla Reck vom Freundeskreis Steigerwald aus Ebrach und den Forstwirt Andreas Kiraly aus Hummelmarter, ein echtes Steigerwälder Gewächs. Begrüßen konnten die Veranstalter den Gemeinderat Werner Peter, den Kreisrat Paul Hümmer und den Ortssprecher von Eschenau Rudolf Symmank. Die Verbände im Freundeskreis erachten einen Nationalpark Steigerwald als die beste Lösung für die Region sich wirtschaftlich zu entwickeln.
Der Schutz der einzigartigen Buchenwälder wird die Region weit über ihre Grenzen hinaus bekannt und attraktiver machen. Dass immer mehr Steigerwälder dies ebenso sehen, zeigen der gute Besuch der Informationsveranstaltungen zum Steigerwald und das Niveau der Diskussion. Ohne Schutzgebiete gibt es kein UNESCO Weltnaturerbe in Franken. „Wir sind zuversichtlich, dass sich immer mehr Menschen für die Einrichtung eines Nationalparks einsetzen werden, weil Sie die Riesenchance für die Region „Nördlicher Steigerwald“ erkennen und ergreifen“, so der BUND Kreisvorsitzende Mandery.
Die Referenten informierten über den Wert faszinierender alter Buchenwälder und die einmalige Chance, die den Steigerwald unter anderen ländlichen Regionen hervorhebt: Holz kann jeder, aber Nationalpark nur wenige. Für den Schutz heimischer Natur in Nationalparken lässt die Bayerische Staatsregierung jährliche Zuschüsse in Millionenhöhe fließen, allerdings nur nach Nieder- und Oberbayern: in den Nationalpark Bayerischer Wald ca. 12 Millionen und nach Berchtesgaden 6 Millionen Euro. Die Gemeinden dort profitieren von der ausgebauten Infrastruktur, wie regelmäßig verkehrende Buslinien und attraktive kulturelle Angebote. Neue Arbeitsplätze werden geschaffen: im Nationalpark Bayerischer Wald direkt arbeiten ca. doppelt so viele Angestellte, wie in einem Forstbetriebe der gleichen Holzbodenfläche. Vom Nationalparktourismus hängen in ganz Deutschland etwas mehr als 69.000 Vollzeitarbeitsplätze ab. In Franken gibt es bis jetzt noch keinen einzigen Nationalpark.
Im hessischen Kellerwald profitiert die gesamte Region vom Nationalpark „In der Nationalparkregion Kellerwald-Edersee gibt es wesentlich mehr Nahversorgungsläden wegen der Nationalpark-Touristen und für Leader-Projekte werden schneller mal 100.000 Euro locker gemacht. Auch eine Bahnlinie wurde gerade für ca. 30 Millionen Euro reaktiviert“ berichtete ein Hotelgast aus Hessen.
Nationalparks werden in ihren Regionen hoch geschätzt
Zum 40. Geburtstag des Nationalparks Bayerischer Wald gratulierten in der Zeitung zahlreiche regionale Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen, wie Elektro- und, Malermeister, Baufirmen, Gastwirte uvm. Die Akzeptanz von Nationalparks schnellt nach deren Ausweisung immer in die Höhe: über 90 Prozent der Anwohner der Nationalparke Hainich und Bayerischer Wald halten ihren Nationalparke für etwas ganz Besonderes.
Von der Hochschule München wurden im Steigerwald 2014 Umfragen durchgeführt. Einer der betreuenden Professoren, Prof. Voigt, schrieb in der Hochschulzeitung zum Nationalpark Steigerwald: „Kaum ein Thema kann eine Region über die Grenzen hinaus besser bekannt machen, als ein Nationalpark. Es steht außer Frage, dass der Nationalpark den Tourismus auf viele Jahre hinaus fördern würde.“
Holzkonzepte für Brennholz und Sägewerke sichern Holzversorgung in Nationalparks
In den jüngsten deutschen Nationalparken wurden jetzt Vorschläge der Bundesregierung erfolgreich umgesetzt: die Holzversorgung lokaler Brennholzkunden und Sägewerke in der Nationalparkregion ist durch Holzkonzepte gesichert. Diese Regionen profitieren nun doppelt: sicheres Holz und eine starker Aufschwung des sanften Naturtourismus, denn viele Naturliebhaber suchen gezielt nur nach Nationalparken. Während also im Steigerwald die Gewinne vom Holzverkauf der Staatsforsten aus der Region raus fließen, fließen dort die Gelder in die Region rein. Die große Mehrzahl der Bürger in Nationalparkregionen schätzt heute ihren Nationalpark genau dafür, auch wenn vorher viele aus Sorge um eine ungewisse Zukunft hart dagegen angekämpft haben, im Kellerwald 18 Jahre lang. Für den sanften Naturtourismus gibt es kein besseres Zugpferd, dies beweisen 45 Jahre Nationalparkerfahrung in Deutschland. Im Hunsrück veranstaltete die Regierung Rheinland-Pfalz deshalb einen regelrechten Wettbewerb unter den Regionen, wer den Nationalpark bekommen darf.
Abschluss – Diskussion
An der lebhaften Diskussion zum Abschluss beteiligten sich zahlreiche Teilnehmer. Der Knetzgauer Gemeinderat Peter Werner und Kreisrat Paul Hümmer, Sand, meinten die Möglichkeiten des Voranbringens unserer Region durch einen Nationalpark kommen in den Überlegungen und Diskussionen viel zu kurz. Insbesondere vermissen beide in den Projekten der ländlichen Entwicklung (ILEK) das Auseinandersetzen mit dem Thema völlig.
Dabei könnte dies ein wesentliches Instrument der Integrierten Ländlichen Entwicklung im „Nördlichen Steigerwald“ sein.
Für Rückfragen: Ulla Reck, Informationsbüro Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, Ebrach, 09553/ 98 90 42