Lützel, das Facebook-Wahlkampfschwein aus Ebern

27. März 2014

Der Eber Lützel streunt durch Ebern und das Internet und hat seinen Spaß. Das kam der SPD im Wahlkampf zu Gute. Ein Stofftier im Porträt.

Kein Schmarrn: Eber Lützel pflegt nach einem Computerkurs seine Facebook-Seite nun selbst. Fotos: Hennemann (4)/Lösch (2

von ANDREAS LÖSCH Bei der SPD in Ebern ist ein bisschen was außer Kontrolle geraten. Ein Wildschwein namens Lützel zieht durch die Stadt. Anfangs noch unter den Augen der Sozialdemokraten, mittlerweile öfter auch mal auf eigene Faust. "Er ist im ganzen Stadtgebiet unterwegs", sagt Florian Schmidt.

Der 26-Jährige gehörte dem Team der Wahlkampfhelfer um Bürgermeister-Kandidat Jürgen Hennemann an und sorgte im Januar dafür, dass das Stofftier Lützel eine eigene Seite im sozialen Netzwerk Facebook bekam. Der Plüsch-Eber in Anspielung auf Eberns Wappentier war ein Wahlkampf-Gag, der zündete: Mit witzigen, teils albernen Kommentaren, aber eben auch solchen mit politischer Würze, begleitete das Wildschwein das Eberner Stadtgeschehen. Hennemann gewann die Wahl, und der Lützel hat, so sagt es der künftige Bürgermeister, seinen Teil dazu beigetragen.

Und nun? Lützel macht sein eigenes Ding. "Er versorgt sich selbst", sagt Hennemann und muss grinsen. Abwechselnd wohne Lützel jetzt bei Schmidt oder Hennemann - "meistens beim Jürgen", stellt Florian Schmidt klar.

Viele kleine Geschichten Die beiden haben ihren Spaß mit dem frechen Eber, der mehr und mehr vom plumpen Stofftier, das der SPD dem Vernehmen nach bei der Nominierungsversammlung "zugelaufen" ist, zum Charakterschwein mutiert. Was in diesem Zusammenhang ganz wörtlich zu nehmen und somit nicht falsch zu verstehen ist. Denn der Eber entwickelte dank der vielen kleinen Geschichten, die er in den vergangenen Monaten in Ebern und seinen Stadtteilen erlebt hat, ein bisschen so etwas wie eine Persönlichkeit - sofern man bei einem Polyester-Kneuel mit Stoßzähnen davon sprechen kann.

Hennemann und Schmidt jedenfalls haben den "gestandenen Keiler" längst in ihr Herz geschlossen. Das Tier soll Ebern auch in Zukunft erhalten bleiben und sporadisch das Stadtgeschehen "aus seiner Sicht" kommentieren, erklärt Hennemann. Der Lützel war schon beim Fasching dabei, hat einen Computer-Kurs belegt (um seine Facebook-Seite zu pflegen) und sogar Ahnenforschung im Eberner Standesamt betrieben. Freilich soll das Ganze nicht ins Lächerliche abdriften, aber die oft trockene Kommunalpolitik auf diese Art ein wenig aufzulockern, das könne nicht schaden, findet der 50-jährige künftige Bürgermeister.

Derzeit ist Lützel übrigens im Urlaub: Nach dem anstrengenden Wahlkampf hat er sich mit der Feuerwehr und dem Blasorchester in einen Reisebus gesetzt und ist nach Strass gefahren. In Eberns österreichischer Partnergemeinde wird er sich im Skifahren probieren und sich wohl auch das ein oder andere Bierchen gönnen, glaubt Schmidt. Denn im Brauhaus Höchstädten ist Lützel unlängst auf den Geschmack gekommen.

Teilen