„Habe kein Vertrauen in diesen Operateur!“

30. Mai 2016

Die SPD-Kreistagsfraktion hat sich in ihrer jüngsten Sotzung mit der Situation der Haßberg-Kliniken befasst und sich dazu kompetente Gäste eingeladen, neben der SPD-Bundestagsabgeordneten und Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar auch Dr. Sabine Leucht, Belegärztin im Haus Hofheim der Haßberg-Kliniken, und Vertreter der Haßfurter Hebammen.

SPD-Kreistagsfraktion gegen vorschnelle Entscheidung in Sachen Krankenhäuser

Haßfurt Genau prüfen und nicht überstürzt entscheiden – diesen Weg fordert die SPD-Kreistagsfraktion für die Entscheidung über die geplanten Einschnitte bei den Haßberg-Kliniken. Nach einem Informationsaustausch mit den Hebammen, Dr. Sabine Leucht sowie der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar sehen sich die Sozialdemokraten in dieser Position noch bestärkt.

„Das Defizit ist nicht auf unserem Mist gewachsen!“ Dr. Sabine Leucht brachte auf den Punkt, was sie, aber auch die Haßfurter Hebammen denken. Die Hofheimer Internistin hatte sich auf Einladung der SPD-Kreistagsfraktion am Montagabend ins Sander Rathaus aufgemacht, um den Kreisräten der Sozialdemokraten gemeinsam mit den Vertretern der Geburtshelferinnen ihre Sicht der Diskussion rund um die Haßberg-Kliniken zu schildern. Dabei war viel von Unverständnis und Zahlen, die nicht eindeutig Auskunft geben die Rede.

Ein Eindruck, der sich mit dem von Sabine Dittmar deckte. Die SPD-Bundestagsabgeordnete – als Ärztin eine ausgewiesene Gesundheitsexpertin – berichtete ihren Parteikollegen ebenfalls. Unter anderem von einem Gespräch mit Stephan Kolck, dem Vorstand des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, das sie gemeinsam mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Wolfgang Brühl geführt hatte. Ein Gespräch, nach dem einige Fragen offen blieben. Vor allem eine! Warum wurde in dem Gutachten nicht auf das Krankenhausstrukturgesetz und seine möglichen Auswirkungen für die Zukunft der Haßberg-Kliniken eingegangen? Im Gesetz sind zahlreiche Regelungen vorgesehen, die den Krankenhäusern gerade im ländlichen Bereich eine deutliche finanzielle Entlastung bringen könnten. Bis Ende des Jahres soll genau festgelegt werden, wie die Unterstützung aussehen soll.

„Bis dahin lässt sich nicht seriös sagen, wie es um die Zukunft der Kliniken bestellt ist“, machte Jürgen Hennemann deutlich. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag warnte davor, jetzt Abteilungen zu schließen, ohne genau zu wissen, ob denn dieser Schritt überhaupt wirklich notwendig ist oder ob er etwas bringt. „Wir sollen auf der Grundlage eines Gutachtens entscheiden, das eigentlich wertlos ist“, fand Wolfgang Brühl deutliche Worte. Er könne und wolle auf dieser Basis keine derart weitreichenden Weichenstellungen, wie die Schließung von Abteilungen und ganzen Häusern vornehmen. „Wir brauchen genauere und bessere Zahlen.“ Wenn nötig durch ein zweites Gutachten, bei dem mehr ins Detail und auch die handelnden Personen in den Häusern mit ins Boot genommen werden.

„2004 hat man mit uns geredet und verhandelt“, machte Dr. Sabine Leucht den entscheidenden Unterschied zur Vorgehensweise bei der damals geplanten, aber dann ad acta gelegten Schließung des Hofheimer Krankenhauses klar. Die SPD will im Kreis- und Verwaltungsrat darauf drängen, dass man auch diesmal einen Weg mit Außenmaß wählt und keine Entscheidung übers Knie bricht. „Dass wir strukturelle Veränderungen brauchen, ist klar“, urteilte Jürgen Hennemann. „Die Frage ist welche und ob die jetzt geplanten tatsächlich die richtigen sind.“ Um dies beurteilen zu können, erwartet die SPD-Kreistagsfraktion vom Landrat und den Verantwortlichen des Krankenhauses klare und nachvollziehbare Antworten. Sowohl in der Sitzung des Kreistags in der kommenden Woche als auch im Verwaltungsrat, der am 6. Juni tagt. Dort bereits eine Entscheidung zu treffen, hielte die SPD für leichtfertig. Oder um es mit den Worten von Bernhard Ruß zu sagen, der mit Blick auf das Gutachten meinte: „Wenn ich zu einem Operateur kein Vertrauen habe, dann werde ich mich nicht zum ihm auf den Tisch legen und mich aufschneiden lassen. Und zu diesem Operateur habe ich kein Vertrauen.“

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