„Dumm ist, wer aus der Geschichte nichts lernt.“ In Erinnerung an die Reichspogromnacht gilt es, eine Wiederholung der Unmenschlichkeit zu verhindern. Zur Mahnung an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren wurde im November in einer Gedenkfeier in Memmelsdorf an die schrecklichen Ereignisse von damals erinnert. Bis zum letzten Platz gefüllt war die Synagoge mit Ehrengästen sowie Mitgliedern und Freunden des Trägervereins.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das jüdische Gotteshaus stark beschädigt. SA-Angehörige zwangen die männlichen Gemeindemitglieder, alle beweglichen Gegenstände aus dem Gebäude herauszuschleppen und diese auf offenem Gelände zu verbrennen. Auf eine Brandlegung des Gebäudes verzichtete man nur wegen der dichten Bebauung in der unmittelbaren Umgebung. Einige Monate später verließen die letzten jüdischen Bewohner den Ort.
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Der jüdische Friedhof in Limbach Cordula Kappner
Der Friedhof umfasst ca. 1.321 qm². Er wurde im 1714 in Vereinbarung mit den Herren von Rotenhan auf einer Höhe von 290 m angelegt und 1763 erweitert. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1705. Die Orte Ebelsbach, Eltmann, Knetzgau und Westheim begruben ihre Toten auf dem Friedhof in Limbach. In den Jahren 1815, 1817, 1821 fand jedoch aus Knetzgau jeweils eine Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach statt (Jüdisches Standesregister Knetzgau im Staatsarchiv Würzburg). Auf dem Friedhof stehen 154 Grabsteine. Der Friedhof umfasst 1.980 qm². Er wurde im Jahr 1832 angelegt für die Toten der israelitischen Kultusgemeinde Schweinshaupten. Bis zu diesem Jahr begrub die Gemeinde ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Ebern oder in Kleinsteinach. Im Jahr 1832 machte der evangelische Pfarrer in Schweinshaupten im Jüdischen Standesregister der Sterbefälle (Staatsarchiv Würzburg) folgenden Vermerk: Aus Furcht vor der Cholera mussten auf regierungsamtlichen Befehl von diesem Jahr alle Judengemeinden ihre eigenen Begräbnisplätze anlegen. Am 15. November 1832 wurde als erste auf dem neuen Friedhof Wilhelmine Friedmann begraben, die im Alter von 20 Jahren gestorben war. Auf dem Friedhof stehen 119 Grabsteine. Im Jahr 1916 berichtete Vorstand Seligmann Lippstädter dem Königl. Bezirksamt, dass die 175 M Staatszu- Im Februar 1938 wurde der mit einem Fuhrwerk tödlich verunglückte Rudolf Rosskamm aus Ebelsbach begraben. Es war die letzte Beerdigung. Im Amtsblatt des Landrats von Haßfurt Nr. 9 vom 12.03.1940 wurden die israelitischen Friedhöfe von Kleinsteinach und Limbach als Naturdenkmal eingestuft und damit unter Schutz gestellt. Der Friedhof ist heute geschlossen. Im Jahr 1988 wurde der Friedhof durch eine Schulklasse der Hauptschule Ebelsbach unter Leitung der Lehrkräfte Dieter Kraft und Herbert Roller dokumentiert. Schändungen: Am 10. November 1938 durch Nationalsozialisten aus Eltmann und Limbach. Späte 70er und Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Der jüdische Friedhof in Memmelsdorf Cordula Kappner
Der Friedhof am sog. Burgstall umfasst ca. 330 qm². Er wurde im Jahr 1832 angelegt. Vor diesem Jahr wurden die Toten der Gemeinde Memmelsdorf auf dem jüdischen Friedhof in Ebern begraben. Der letzte Tote aus Memmelsdorf war Abraham Rosenberger, der am 15. April 1835 in Memmelsdorf starb und am 17. April in Ebern begraben wurde. Das erste Grab auf dem neuen Friedhof stammt aus dem Jahr 1835. Es ist das Grab des 14jährigen Mädchens Berle Frank, das am 06. Juli 1835 starb und am 08. Juli Am Burgstall begraben wurde. Auf dem Friedhof stehen 112 Grabsteine. Die letzte Beerdigung war die Beerdigung von Arthur Kahn, der sich am 07. November 1937 im Amtsgerichtsgefängnis in Ebern das Leben genommen hatte. Im September 1944 wurde der Friedhof nach einer Besichtigung durch das Landesamt für Denkmalpflege, den Bürgermeister und den Landrat für 800 RM an die politische Gemeinde Memmelsdorf veräußert. Im Zeitraum 1944/45 wurden im Ort Memmelsdorf vier russische Kriegsgefangene erschlagen. Die Täter waren dieselben, die sich am Pogrom am 10. November 1938 hervorgetan hatten. Im Jahr 2007 leben sie nicht mehr, aber ihre Namen sind im Ort bekannt. Die toten Kriegsgefangenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Memmelsdorf begraben und in den 50er/60er Jahren umgebettet. Wahrscheinlich liegen sie, zusammen mit ihren Kameraden aus Untermerzbach, auf der Kriegsgräberstätte für Angehörige aus Osteuropa und der Sowjetunion in Neumarkt in der Oberpfalz. Nach dem Krieg wurde eine Mauer um den Friedhof gezogen und dabei das Areal des Friedhofes verkleinert. Die Kindergräber verblieben außerhalb des Friedhofgeländes. Der Friedhof ist heute geschlossen. Im Jahr 1994 erstellte das Ehepar Horst und Heidrun Wagner aus Haßfurt eine Fotodokumentation des Friedhofes. Schändungen: 1926 im Rahmen antisemitischer Vorgänge im Umkreis von Memmelsdorf, Untermerzbach, Coburg. In den späten 70er und zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, Sommer 1999, Mai 2002. Im Mai 2005 Beschädigung einer gläsernen Grabplatte vermutlich durch einen Steinwurf (Neue Presse vom 09.05.2005).
Der jüdische Friedhof in Schweinshaupten
Der Friedhof umfasst 1.980 qm². Er wurde im Jahr 1832 angelegt für die Toten der israelitischen Kultusgemeinde Schweinshaupten. Bis zu diesem Jahr begrub die Gemeinde ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Ebern oder in Kleinsteinach. Im Jahr 1832 machte der evangelische Pfarrer in Schweinshaupten im Jüdischen Standesregister der Sterbefälle (Staatsarchiv Würzburg) folgenden Vermerk: Aus Furcht vor der Cholera mussten auf regierungsamtlichen Befehl von diesem Jahr alle Judengemeinden ihre eigenen Begräbnisplätze anlegen. Am 15. November 1832 wurde als erste auf dem neuen Friedhof Wilhelmine Friedmann begraben, die im Alter von 20 Jahren gestorben war. Auf dem Friedhof stehen 119 Grabsteine. Im Jahr 1916 berichtete Vorstand Seligmann Lippstädter dem Königl. Bezirksamt, dass die 175 M Staatszuschuss für die Herrichtung und Einzäunung des Friedhofes verwendet wurden. Einwohner erinnern sich noch, dass bei Haus Nr. 39 ein Seil gespannt wurde, das nur bestimmten jüdischen Beerdigungsgästen erlaubte, die Toten bis zum Friedhof zu begleiten. Als letzte wurde Mathilde Neumann aus Schweinshaupten im Januar 1940 auf dem Friedhof begraben. Zu Beginn der 1950er Jahre wurden die Friedhöfe dann auf entstandene Sachschäden jeglicher Art geprüft und instandgesetzt. Im Januar 1986 wurde ein Gedenkstein vor dem Friedhof aufgestellt, der an die ehemalige jüdische Gemeinde in Schweinshaupten erinnern soll. Der Friedhof ist heute geschlossen. In den Jahren 1989/91 erstellte die Studentin Katrin Remmele aus Fabrikschleichach eine Fotodokumentation des Friedhofes. Schändung: Am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1948 durch zwei Jugendliche aus umliegenden Dörfern. Die jugendlichen Täter wurden zur Wiederherstellung der Schäden auf eigene Kosten verpflichtet.
Der jüdische Friedhof in Untermerzbach Cordula Kappner
Bis zum Jahr 1840 wurden die Toten der israelitischen Kultusgemeinden in Untermerzbach auf dem jüdischen Friedhof in Ebern begraben. Im Jahr 1841 erwarb die Gemeinde eine eigene Begräbnisstätte in Untermerzbach. Dieser Friedhof war der kleinste der vier jüdischen Friedhöfe im ehemaligen Landkreis Ebern. Im Kataster der Gemeinde Untermerzbach ist der jüdische Friedhof unter der Plan Nr. 665 mit einer Größe von 0.149 ha eingetragen, heißt es in Akten des Landratsamtes. 52 Grabsteine reihen sich von der Westseite her aneinander. Der erste Grabstein stammt aus dem November des Jahres 1841. Es ist das Grab von Caroline Bettmann, der ersten Frau von Maier Bettmann, Fabrikverwalter der Familie von Hirsch auf Gereuth in Schenkenau, die am 01. November 1841 mit 34 Jahren im Kindbett starb. Mali Blumenthal, am 23. Dezember 1846 in Untermerzbach geboren, wurde als letzte auf dem Friedhof begraben. Sie starb am 09. Januar 1940 in Untermerzbach und entging auf diese Weise ihrer sicheren Deportation. Am Nachmittag des 18. September 1944 schätzen Regierungsrat Seifert, Bürgermeister Reg und der Vorstand der Landwirtschaftsstelle Ebern, Direktor Hirschberg, den Grundwert = 80 RM, beschädigte Grabsteine = 20 RM, Holzbestand = 20 RM. Der Gesamtwert des Friedhofs betrug also nach dieser Schätzung 120 RM. Am 22. September des gleichen Jahres wir der Friedhof durch das Finanzamt Ebern im Rahmen einer Veräußerung von Friedhofsgrundstücken aus dem Vermögen der Reichsvereinigung der Juden für 120 RM an die politische Gemeinde Untermerzbach veräußert. Im Sommer/Herbst 1944 wurden vier russische Kriegsgefangene auf dem Friedhof begraben, die in Hambach, dem Wald zwischen Ebern und Untermerzbach, erschossen worden waren. Es handelte sich um vier 20- bis 30jährige russische Kriegsgefangene, die in Voccawind untergebracht waren und im Basaltwerk in Voccawind einem Zweigwerk der Basaltfabrik Maroldsweisach, arbeiteten. Von Voccawind flohen sie in den nahegelegenen Wald und schlugen sich in ein bis zwei Tagen bis in den Hambach durch. In Untermerzbach erhielt der Volkssturm den Befehl, die vier Flüchtlinge aufzuspüren. Im Hambach wurden sie von Polizei und Volkssturm gestellt und drei von ihnen auf der Flucht erschossen. Es war keine standrechtliche Erschießung. Der vierte Flüchtling wurde später gefunden. Er hatte sich an einem Baum erhängt. Mit einem Pferdefuhrwerk, auf einem Bündel liegend, wurden die vier toten jungen Männer auf den jüdischen Friedhof in Untermerzbach gefahren und dort begraben. Das Grab befand sich links vom Eingangstor in der Ecke. Die politische Gemeinde Untermerzbach machte darüber am 15. Januar 1946 eine Grabmeldung an den Alliierten und Deutschen Kriegergräberdienst. Am 27. September 1960 wurden die vier Toten durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf die Kriegsgräberstätte für Angehörige aus Osteuropa und der Sowjetunion in Neumarkt in der Oberpfalz umgebettet.
Nach der Befreiung und dem Ende des Krieges, im März/April 1946, wird in einem Schreiben des Staatskommissars für die Betreuung der Juden in Bayern, der an die Regierungspräsidenten gerichtet ist, der Besitz der ehemaligen Kultusgemeinden, so auch der Friedhof Untermerzbach, in eine Zusammenstellung der ehemaligen jüdischen Besitzstände aufgenommen. Im Jahr 1993 erstellte das Ehepaar Horst und Heidrun Wagner aus Haßfurt eine Fotodokumentation des Friedhofs Untermerzbach. Daraus entstammt das Foto dieses Grabsteins. Zu Beginn der 50er Jahre wurden die Friedhöfe dann auf entstandene Sachschäden jeglicher Art geprüft und instandgesetzt. Der Friedhof Untermerzbach ist heute geschlossen. Schändung: Am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1948 durch zwei Jugendliche aus umliegenden Dörfern. Die jugendlichen Täter wurden zur Wiederherstellung der Schäden auf eigene Kosten verpflichtet.
ORTE MIT JÜDISCHER BEVÖLKERUNG IM LANDKREIS HAßBERGE
Stand: August 2007 1. Aidhausen 2. Altenstein 3. Augsfeld (17. Jh. bis Anfang 18. Jh.) 4. Bundorf (18./19. Jh.) 5. Burgpreppach 6. Dampfach (1699 bis 1. Hälfte 18. Jh.) 7. Ditterswind 8. Ebelsbach 9. Ebern (bis 1660) 10. Eltmann (16./17. Jh.) 11. Ermershausen 12. Friesenhausen 13. Gereuth (19. Jh.) 14. Gleisenau 15. Gleusdorf 16. Haßfurt 17. Hofheim (1699 und ab 19. Jh.) 18. Junkersdorf bei Hofheim (vor 30j. Krieg) 19. Kleinsteinach 20. Knetzgau 21. Königsberg (Ende 15. Jh.) 22. Kraisdorf 23. Lendersausen 24. Maroldsweisach 25. Mechenried 26. Memmelsdorf 27. Obertheres (70er Jahre des 16. Jhs. bis 1792.) 28. Pfarrweisach 29. Rentweinsdorf (19. Jh.) 30. Schweinshaupten 31. Üschersdorf (18. Jh.) 32. Unterhohenried (1601) 33. Untermerzbach 34. Westheim 35.Wonfurt 36. Wülflingen (1699 erwähnt) 37. Zeil Für kurze Zeit in den Orten Kreuzthal, Sand, Vorbach. Stand: August 2007 Fotos: Cordula Kappner, Horst u. Karin Wagner, Manfred Wagner, Dr. Joachim Hahn (Alemania Judaica), Landratsamt Haßberge Das Denkmal für die 17 im ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten des Bezirkes Haßfurt auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach.