Der 1. Weltkrieg (Teil 2)

Ludwig Leisentritt: 100 Jahre Erster Weltkrieg

Zum letzten Mal kämpften 1914 stolze Ulanen mit Lanzen

Grenzenlose Not in der Heimat – vom Leben und Sterben in den Schützengräben

Anfang 1915 appellierte die Heimatzeitung an die Leser, unbedingt Kriegsbrot zu essen. Immer häufiger wurden dem Mehl Kartoffeln beigemengt. Deutschland war eine belagerte Festung.

Den Hausfrauen wurden sogar Kriegskochbücher verkauft, damit sie lernten, mit geringen Mitteln ihre Familien durchzubringen. Fastnachtsveranstaltungen waren während des Krieges untersagt und der bislang übliche Leichentrunk bzw. Leichenschmaus verboten.

Gegen Ende des Krieges drängten sich wie in Zeil schon um 3 Uhr morgens viele Leute Stunden lang vor den Läden, um am Schluss dann doch nichts Essbares zu erhalten. Viele konnten nicht einmal ihre wöchentliche Ration von 35 Gramm Butter bekommen.

Französische Kriegsgefangene mussten häufig die fehlenden Männer in den gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben ersetzen. Obwohl die meisten fast keine Ahnung von landwirtschaftlichen Arbeiten hatten zeigten die Kriegsgefangenen zum Arbeiten doch den besten Willen. In Zeil war die Überwachung der Gefangenen zeitweise sehr lax. Der vom Lager Hammelburg beauftrage Wachhabender Schonath berichtete 1916 von einem Kontrollgang, bei dem er zwei Franzosen krank und unbeaufsichtigt in der Unterkunft vorfand. Vier weitere Gefangene waren in der Hauptstraße in einem kleinen Nebengebäude des Ökonomen Heinrich Schauer, (heute Martin und Christa Schlegelmilch), untergebracht. Weitere vier Franzosen hatten ihr Quartier im sogenannten „Flaschhäusla“, einem kleinen Gefängnis im östlichen Teil des Zeiler Rathauses, just da wo sich heute der Ratssaal befindet. Wie sich später Liesl Brehm erinnerte, reichten gefangene Franzosen Schulkindern beim Vorbeigehen öfters Zwieback durch ein kleines Fenster, denn zu dieser Zeit hatte sich die Schule im Rathaus befunden.

Anfang 1917 beschwerte sich das Lager Hammelburg bei der Stadt Zeil, dass den bei den Landwirten beschäftigten Kriegsgefangenen zum Nachteil der deutschen Bevölkerung Eier, Milch, Butter, überhaupt Fleisch, Wurst usw. in größeren Mengen verabfolgt werden.

Dennoch berichtete die heimische Presse immer wieder von Fluchtversuchen französischer Gefangener. Daraufhin erging eine Anordnung, nur noch weibliche Kleidungsstücke für Vogelscheuchen zu verwenden. Wie sich herausstellte, vertauschten immer wieder flüchtige Kriegsgefangene ihre Uniformen mit zivilen deutschen Kleidungsstücken der auf den Feldern aufgestellten Strohpuppen.

1916 wies der Würzburger Bischof auf die sittlichen Gefahren hin, die sich durch die Verwendung von französischen Gefangenen ergaben. 1917 wurde eine Tagelöhnerin von Friesenhausen wegen fortgesetzten Verkehr mit Kriegsgefangenen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen des gleichen Vergehens musste auch eine Bauerntochter für drei Monate ins Gefängnis.

Eine ledige 20 Jahre alte Dienstmagd in Pfarrweisach war wegen eines Liebesverhältnisses mit einem Franzosen, das nicht ohne Folgen blieb, vom Schöffengericht Ebern zu fünf Monaten Gefängnis verdonnert worden. Auf ihre Berufung hin setzte das Landgericht Bamberg die Strafe auf zwei Monate herab, wobei es die Verführungskunst des schmucken Franzosen als Minderungsgrund ansah. Der Verteidiger hatte dem Gericht etliche schriftliche Liebeserklärungen sowie das Konterfei des Franzosen vorgelegt. Eine 37jährige verheiratete Bauersfrau aus Zeil, hatte sich 1917 in intimen Verkehr mit ihrem französischen Knecht eingelassen. Das amouröse Abenteuer war nicht ohne Folgen geblieben. Die Frau musste vier Monate ins Gefängnis.

Doch die Franzosen spendeten nicht nur Leben, sie retteten auch Menschenleben. Im dritten Kriegsjahr bewahrte ein Gefangener in Dippach das zweijährige Kind des Brauereibesitzers Wisneth aus einem mit Wasser gefüllten Brunnentrog vor dem Ertrinken.

Bereits in den ersten Kriegstagen machte die blutige Schlacht von Lagarde Geschichte. Dabei waren vor allem Bamberger Ulanen aus unserer fränkischen Heimat. Es war eines der letzten Gefechte der Kriegsgeschichte, bei denen Lanzen zum Einsatz kamen. Allein auf deutscher Seite verloren an einem Tag 16 Offiziere, 219 Ulanen und 304 Pferde ihr Leben.

Der spätere Ziegelanger Bürgermeister Johann Bader berichtete 1956 in der Heimatzeitung als Teilnehmer an dieser Schlacht, wie sich dieser denkwürdige Kampf abgespielt hat. Die reitenden Ulanen machten von ihrer Lanze Gebrauch. Wer Widerstand leistete, wurde niedergestochen. Franzosen die sich beim Durchreiten der Ulanen tot gestellt und ihnen hinterlistigerweise nachgeschossen hatten, wurden von gestürzten Ulanen und solchen, deren Pferd erschossen worden war, mit dem Karabiner „erledigt“.

Der spätere Malerobermeister Josef Müller aus Ebern verlor bei diesem „Todesritt“ sein Pferd unter dem Hintern. Die sehr verlustreiche Schlacht überlebte auch der aus Buch stammende Josef Dietz. Letzterer wurde versprengt und verdiente sich dabei das "Eiserne Kreuz". Er hatte bei einem gefallenen französischen Brigade-General einen zwei Tage alten Armeebefehl gefunden, aus dem sich der Gefechtsplan der Franzosen in Lothringen ersehen ließ.

Der Schwebheimer Gustav Müller musste sich im Kampfgewühl mit der Lanze in der Hand nach einem herumlaufenden Ersatzpferd umschauen. Als ihn später einmal sein Enkel fragte, ob er Franzosen getötet habe, antwortete er nur: „Über so was spricht man nicht!“ Er sagte aber auch dies: „Begeistert bin ich in den Krieg gezogen, als Pazifist kehrte ich zurück“.

Bei den anfangs recht zahlreichen Eroberungen trugen bis ins kleinste Dorf die Kirchenglocken die Freudenbotschaft ins Land, „mahnend zum Dank gegen den Höchsten, der unsere Waffen so reich gesegnet hat“, wie die Heimatzeitung damals schrieb. Die Eltmanner feuerten von der Wallburg Böllerschüsse über ihre reich beflaggte Stadt ab. Später verpflichtete sich der Stadtrat für gefallene Krieger der Stadt, die Kosten für die letzten Ehrensalven aus dem Stadtsäckel zu bezahlen. Nach jeder siegreichen Schlacht erhielten die Schulkinder einen Tag schulfrei, damit sie dieses nationale Ereignis im Gedächtnis behielten. Im März 1916 berichtet die Heimatzeitung, ein Mädchen habe seine Mutter gebeten, dem Papi an der Front zu schreiben, dass er während der Osterferien keinen Krieg machen solle; da wäre auch ohne Siege schulfrei.

So manche Glocken, die einst von den Siegen kündete, mussten dann im 3. Kriegsjahr „für das Vaterland geopfert werden.“ In Zeil läuteten am Abend zuvor noch einmal eine ganze Stunde lang die Glocken der Bergkapelle zum Abschied. Sogar harte Männer wischten sich die Tränen aus den Augen. In Breitbrunn versteckten mutige Dorfburschen die Glocke vor dem Abtransport auf einem Acker um sie nach dem Krieg wieder auszugraben. Heute stehen hier Häuser und die „Glockenstraße“ soll daran erinnern.

Die Heimatzeitungen berichteten fast über jede Beförderung und Ordensverleihung. Bemerkenswert ist, wie brutal damals über die Heldentaten der heimatlichen Frontkämpfer geschrieben wurde. Ein paar Dutzend Soldaten aus unserer Heimat brachten es zu hoch dekorierten Helden. Sie wurden mit goldenen Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet, womit oft auch eine kleine monatliche Leibrente auf Lebenszeit verbunden war.

Groß berichtete die Heimatzeitung von der Heldentat des Johann Leisentritt aus Zeil, der schon mit 13 Jahren seine Laufbahn als Kadett begonnen hatte. Mit den Worten: „Es ist meine Pflicht, kann es gehen, wie es mag!“ war der wackere Gefreite unter heftigstem Feuer zu seinem schwer verletzten Kommandeur gerobbt. Obwohl er selbst einige Schüsse in den Tornister erhielt, brachte er ihn in der Dämmerung in Sicherheit. Leisentritt gehörte später dem angesehenen Bayerischen Leibregiment an, diente im 2. Weltkrieg als Hauptmann und hernach 30 Jahre in der Zeiler Stadtverwaltung.

Bei der Ehrung des Steinsfelders Georg Ries waren sämtliche abkömmliche Offiziere und Mannschaften vertreten. Außerdem der Regiments-Kommandeur, der Brigade-Kommandeur und der kommandierende General. Stolz schrieb er an seine Eltern: „Der General hat mir die Auszeichnung selbst angehängt und dann an die Versammelten eine Ansprache gehalten. Sämtliche Generäle gratulierten mir.“

Der aus Ebelsbach stammende Unteroffizier Andreas Schätzlein hatte nach dem Tode seines Zugführers zusammen mit seinem Kameraden Müller aus Schönbrunn die Leitung seiner stürmenden Mannschaft übernommen. Er führte sie so geschickt, dass ihm zwei Minenwerfer in die Hände fielen. An der Spitze eines Handgranantentrupps sprang er als erster in den feindlichen Schützengraben um den Feind zu vertreiben.

Und auch der Ebelsbacher Wagner Johann Wacker erwies sich als tapferer und entschlossener Kämpfer. Seine Aufgabe, einen Schützengraben von Franzosen zu säubern, war ein gefährliches Unternehmen. Um das weitere Vordringen gefahrloser zu gestalten, hatte sich Wacker höchst waghalsig auf einen Trichterrand gelegt und mit zwei sorgfältig gezielten Schüssen zwei französische Maschinengewehrschützen durch ihre eigene Gewehrscharte hindurch „niedergemacht“. Mit dem Ruf: „Drauf, koste es was es will“ trieb er im heftigen Feuer stehend seine Leute zum Sturmangriff an. Unter Hurra-Rufe fiel der Graben. Zwei Maschinengewehre wurden erbeutet, während die übrigen Franzosen davonliefen.

Der Eltmanner Flößer Johann Schneider gehörte zu einer Gruppe Handgranatenwerfer. Mit seinen Leuten „säuberte“ er im Nahkampf einige Häuser. Darauf feuerten er und seine Männer mit zwei erbeuteten Kanonen 30 Schüsse auf französische Stellungen und ermöglichten so einer größeren deutschen Einheit den Vormarsch. Der Pionier Hermann Kötzner aus Knetzgau robbte mehrmals kurz vor die feindlichen Linien um Sprengungen vorzunehmen. Ein andermal drang er allen voran in einen Stollen ein um drei durch Spreng-Gase bewusstlos gewordene deutsche Pioniere herauszuholen. Bei einem stundenlangen Trommelfeuer der französischen Artillerie wurde der gebürtige Kleinsteinacher Leonhard Schnaus in einem Schützengraben bei Verdun verschüttet. Als er sich aus dem Graben heraus gearbeitet hatte, sprang er nach vorn und stieß auf seinen Kompanieführer, Hauptmann Freiherr von Pechmann und dessen Gefechtsordonanz. Beide hatten, wie auch er, während des feindlichen Beschusses ihre Waffen verloren. Um sich an der Abwehr des zu erwartenden nachfolgenden französischen Infanterieangriffes beteiligen zu können, ging Schnaus trotz Artilleriefeuers zurück und holte unter Lebensgefahr von toten und verwundeten Kameraden Gewehre und Munitionstaschen.

Der am besten dokumentierten Kampfeinsätze sind die des aus Sand stammenden Hermann Scheuring, Sohn des Korbhändlers Andreas Scheuring. Einmal stellte sich ihm und seinen Trupp ein englischer Hauptmann entgegen. Es ging Mann gegen Mann und der „Tommy“ nahm den Sander mit seinem Revolver ins Visier. Doch Scheurings Gewehr traf sicherer als seine Kurzwaffe, war doch der Sander der beste Scharfschütze seiner Kompanie. Ebenso erging es einem Schotten, der schon auf ihn angelegt hatte: „ein wohl gezielter Kopfschuss aus Scheurings Sturmgewehr streckte auch ihn nieder.“ Einige neben dem Schotten liegende Inder wurden durch eine Handgranate „ausgeschaltet“.

350 Gefangene und vier Maschinengewehre brachte Scheuring mit seinen Leuten zurück zum Gefechtsstand. Ein andermal waren es rund 150 gefangene Franzosen und drei Maschinengewehre. Nachdem seine Leute die Bewachungsmannschaft „niedergemacht“ hatten, befreiten sie sieben gefangene Deutsche, die sich dem Trupp sofort anschlossen. Mit dieser willkommenen Verstärkung wurden zwei Dutzend deutsche Gefangene befreit.

Als ein anderer Schützengraben mit Handgrananten „gesäubert“ werden musste, versperrte dem Scheuringstrupp plötzlich ein Maschinengewehr den Weg. So berichtet dann die Heimatzeitung, dass Scheuring die gegnerischen Maschinengewehrstellungen der Reihe nach durch einige wohl gezielte Schüsse „ruhig wie auf dem Schießstand“ außer Gefecht setzte und das Kriegsgerät erbeutete.

Als einmal keine eigenen Handgranaten mehr zur Verfügung standen, setzte der Sander massenhaft herumliegende französische Handgrananten ein. Mit diesen „räumte die kleine Abteilung Scheurings so gründlich unter der Besatzung des Grabens auf, dass sich der größte Teil von ihnen ergab.“ Scheuring wies seine Leute an, bald von der einen, bald von der anderen Stelle des Grabens zu schießen oder Handgrananten zu werfen, um eine starke Besatzung vorzutäuschen.

Beim Kampf am berüchtigten „Toten Mann“ bei Verdun tat sich Scheuring noch bei einem „wahrhaft tollkühnen Patrouillengang“ besonders hervor. Scheurings Tapferkeit wurde dann auch vom Kommandeur gewürdigt, der ihm anschießend die höchste Kriegsauszeichnung, den Orden „Pour le Mérite“ verlieh. Diesen Orden trugen fast nur höhere Militärs. Es gab so eine Auszeichnung aber auch für die unteren Chargen. Zuvor hatte der Sander bereits das EK 2 und das EK 1 erhalten. Scheuring verzog nach dem Krieg 1919 nach Hilden bei Düsseldorf, wo er sich ein Heim baute und eine Familie gründete.

Der Fliegerhauptmann Rudolf Berthold aus Ditterswind gewann im 1. Weltkrieg 44 Luftkämpfe und war Träger des klassischen Ordens „Pour le Mérite“. Wegen einer Armverwundung setzte er zuletzt seine Luftkämpfe mit einem eigens für ihn konstruiertes Flugzeug einarmig fort. Die höchste militärische Befehlsstelle hatte ihn veranlassen müssen, das Fliegen einzustellen.

Als Kriegsheld gilt auch der Haßfurter Josef Walter der zur Besatzung des legendären Hilfskreuzers „Wolf“ gehörte und ein geduldetes „Piratenschiff des Kaisers“ war.

Die „Wolf“ hat mindestens 35 feindliche Handelsschiffe mit mindestens 210.000 Bruttoregistertonnen vernichtet oder schwer beschädigt. Die erbeuteten Rohstoffe und Güter brachten die „Piraten“ heim ins darbende Kaiserreich.

1918 wollten im vierten Kriegsjahr mehrere Leser der Heimatzeitung bei windstiller Witterung heftigen Kanonendonner vernommen haben, der sich gegen Abend zu einem Trommelfeuer gesteigert haben soll. Und auch bei der Offensive vor Verdun soll in unserer Heimat der Schlachtenlärm zu hören gewesen sein. Von den Artilleriegefechten wussten die Menschen wohl und es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Lärm eine Art Fata Morgana des Ohres und der Einbildung war.

In zwei vaterländischen Versammlungen in Zeil und in Eltmann, trat 1918 der in Zeil geborene Leutnant Hans Eisentraut auf. Dabei kam es beide male zu ergreifenden Szenen als er auf Ersuchen des Hauptreferenten ein verbeultes Metallkreuz hervorholte. Der 30jährige Eisentraut befand sich gerade auf Heimaturlaub. Er hatte ein von seiner Mutter geschenktes Sterbekreuz unter seiner Uniform getragen, als eine Kugel durch das Kreuz vom Herzen ab in den linken Arm gelenkt wurde. Der 6 cm lange Kreuzbalken war vollständig verbogen, die Christusfigur aber unversehrt. Im zeitüblichem Pathos sagte der Redner: „Im Zeichen des Kreuzes werden wir siegen. Das uns von den Feinden zugedachte Sterbekreuz wird ein Lebensretter für uns werden.“

Kapitulation und Demobilisierung liefen 1918 vielfach planlos und undiszipliniert ab. Bei Zell am Ebersberg kampierten Einheiten mit ihren Offizieren auf einem Acker am Dorfeingang mit nahezu 50 Wägen. Die Pferde wurden oft an die Bauern abgegeben, von denen die Soldaten dann verpflegt wurden. Wachen an den mit Kriegsgerät beladenen Fahrzeugen waren selten aufgestellt. Manche Bewohner holten sich daraus Gewehre und Munition, die noch nach Jahren in den Häusern versteckt waren und manchmal sogar für die Wilderei benutzt wurden.

Andere sich auflösende Einheiten entsorgten ihre Gewehre samt Munition von Brücken aus im Main. Eine ausländische Kommission ließ 1922 in Eltmann durch Taucher Kriegsgerät bergen worunter sogar einige Maschinengewehre waren. In dieser Zeit entstand bereits eine Bewegung, die später zum Aufstieg der Nationalsozialisten führte, die dann unser Land in das Verderben des zweiten Weltkrieges führten Das Jubiläumsjahr wird heuer auf der ganzen Welt begangen und gefeiert. Vor allem in Frankreich, Belgien und Großbritannien. Der SPIEGEL schrieb unlängst: "Es wird das bislang größte mediale Geschichtsereignis des 21. Jahrhunderts werden." Die Jahre langen brutalen Kämpfe Mann gegen Mann sind heute ein deutsch-französisches Symbol für die tragische Ergebnislosigkeit des Stellungskriegs. Verdun gilt heute als Mahnmal gegen kriegerische Handlungen und dient der gemeinsamen Erinnerung und vor der Welt als Zeichen der geglückten deutsch-französischen Aussöhnung.

Den Begriff Erbfeind kennen unsere Kinder und Enkel schon nicht mehr. Eine Große Mehrheit der Deutschen schätzen ihre französischen Nachbarn. Nach ersten Kontaktaufnahmen 1968 kam es 1974 – vor genau 50 Jahren zur Unterzeichnung der offiziellen Partnerschaftsurkunde zwischen dem Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin.

Seither haben unzählige Begegnungen zwischen den beiden Nachbarn stattgefunden und einen Beitrag zum großen Projekt deutsch-französische Freundschaft geleistet. So wie es heute aussieht, werden wir nie mehr mit unseren Nachbarn und Partnern der EU Krieg führen. Höchstens im Rahmen der NATO Seite an Seite gegen einen äußeren Feind marschieren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ukraine-Krise darf man hoffen, dass uns das erspart bleiben möge.

Anekdoten

Während des 1. Weltkrieges war der Eberner Hans Bock als Artillerist eingesetzt. Er galt als ein Original seiner Stadt. Es wird glaubwürdig berichtet, dass er beim Befehl, die ihm zugewiesene Kanone abzufeuern, zu sagen pflegte: „Hoffentlich, um Gottes Willen, gehen die da drüben rechtzeitig weg“. -.-.-.-.-.- Acht Wochen nach Kriegsausbruch geriet ein Augsfelder in russischer Gefangenschaft. Die Angehörigen erhielten recht bald ein Lebenszeichen in Form eines Briefes. In ihm war zu lesen, dass es ihm sehr gut gehe. Nur bat er dringend und auffällig, „die russische Briefmarke doch ja recht vorsichtig abzulösen und gut aufzubewahren, da die russischen Kriegspostmarken später einmal sehr wertvoll sein werden.“ Beim Ablösen der Marke kamen wenige unter der Marke geschriebene Worte zum Vorschein, die für die Angehörigen tief erschütternd besagten, dass man dem armen Gefangenen beide Füße abgeschlagen hatte, um ihm ein Entkommen unmöglich zu machen.