Ludwig Leisentritt
Aus Patriotismus wurden Not und Elend - Menschen und Tiere hungerten
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Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, der das alte Europa einstürzen ließ. Schon Jahre vor Kriegssaubruch war das Kaiserreich geprägt von Militarismus. Der ehemalige Zeiler Bürgermeister Geisel der selbst an der Front stand, erzählte einmal: Die wichtigsten Fragen bei Beurteilungen und Bewerbungen waren: „Wo haben Sie gedient?“ Im wilhelminischen Reich war der Soldat das Rollenvorbild auch für die Zivilgesellschaft. Gehorsam, Unterordnung und Disziplin waren die wichtigsten Tugenden.
Ein französischer Schriftsteller sagte einmal sehr treffend: „Patriotismus ist das Ei, aus dem Kriege gebrütet werden“. Patriotische Aktionen waren in dieser Zeit an der Tagesordnung.
1912 veranstaltete der Zeiler Turnverein auf der Schmachtenburg zum zweiten Mal ein Bergturnfest, das am Morgen mit Kriegsspielen auf der Hohen Wann eingeleitet wurde.
Die Soldaten- Krieger- und Veteranenvereine, in Eltmann und Haßfurt veranstalteten fünf Monate vor Kriegsausbruch Kriegsfestspiele. Dabei wurden in lebenden Bildern Darstellungen aus der glorreichen Zeit von 1870/71 gezeigt.
Als das österreichische Thronfolgerpaar einer „grässlichen Mordtat“ in Sarajewo zum Opfer fiel, versorgten sechs Radfahrer und Laufboten der Heimatzeitung die Leserschaft in den Gemeinden des damaligen Bezirks Haßfurt mit Extrablättern.
Bei der Mobilmachung am 2. August 1914 marschierten die Zeiler am Abend vom Stadtturm zum Marktplatz wo sie sich um den Wittelsbacher Brunnenobelisken scharten. Bis in die Nacht sangen sie patriotische Lieder, wie „Die Wacht am Rhein“, oder „Siegreich wollen wir Frankreich schlagen“.
In Eltmann versammelten sich die einberufenen Landwehrmänner am späten Abend ebenfalls auf dem Marktplatz. Die meisten waren von ihren Familienangehörigen und Freunden begleitet. Auf das Kommando: „Bataillon zum Gebet!“ erhoben sich alle und sangen bei entblößtem Haupt: „O Deutschland hoch in Ehren“, bevor der Zug sich zum Bahnhof begab.
In Haßfurt fanden sich ältere und jüngere Leute auf den Straßen zusammen und in den Gaststätten saßen die Männer bis zur frühen Morgenstunde. Sie sangen alte Soldatenlieder aus der Dienstzeit und vergaßen alles, was einst trennend zwischen ihnen gewesen ist. Beim Abschied perlten so manchem Teilnehmer am Bahnhof Tränen aus den Augen. Letztlich überwog jedoch eine überschwängliche Begeisterung, zumal alle davon ausgingen, an Weihnachten wieder siegreich heimzukehren.
Der Kriegsausbruch war in unserer Heimat von einer wahren Hysterie begleitet. Hinter jedem Fremden witterte man damals einen Spion. Meldungen über Verhaftungen im ganzen Reich führten dazu, dass auch in unserer Heimat an verschiedenen Orten Schranken aufgebaut wurden, um eine Kontrolle von Privatfahrzeugen durchzuführen. Offenbar waren jedoch einige Posten überfordert und reagierten völlig kopflos.
Am zweiten Kriegstag wurde kurz vor Untersteinbach ein verdächtiges Auto aus Richtung Gerolzhofen gesichtet. Die Untersteinbacher erwarteten das anbrausende Automobil. Als es anhalten musste, wurden sowohl die Insassen als auch das Fahrzeug mit Stöcken und sonstigen Gegenständen traktiert und übel zugerichtet. Wie Hagel sausten die Hiebe hernieder. Endlich besannen sich die vermeintlichen Retter des Vaterlandes doch und verlangten die Ausweispapiere der Fremden. Nun stellte sich heraus, daß es sich um einen deutschen Offizier handelte, der mit einem Feldwebel Mobilmachungsbefehle überbringen sollte.
In den Hassbergen herrschte am zweiten Kriegstag dieselbe Stimmung. Bei Lendershausen war ein „kümmerlicher Geschäftsreisender“ mit einem klapprigen Motorrad unterwegs um die Haushaltungen nach Kunden abzuklopfen. Irgendjemand glaubte, dass es sich um einen Spion handele und verständigte die Obrigkeit. In Nu rotteten sich die Dorfbewohner zusammen. Der arme Reisende bemerkte den Auflauf verstand aber nicht den Grund hierfür. So versuchte der Mann vorsorglich die Flucht zu ergreifen, doch dann versagte ihm sein Vehikel den Dienst. So konnte die Hofheimer Gendarmerie den Mann – den man fälschlicherweise für einen russischen General hielt - in Gewahrsam nehmen.
In einem anderen Ort wurde ein harmloser Siebmacher aus der Pfalz tätlich angegriffen. Einen Gastwirt, der ihm Getränke verabreichte, ließ der Bürgermeister kurzerhand als Vaterlandsfeind einsperren.
In Zeil bewachte der alte Hufnagel mit einem Gewehr die Eisenbahn-Unterführung zwischen Zeil und Augsfeld um Sabotage an den Gleisanlagen zu verhindern. In Zell am Ebersberg humpelte ein alter Polizeidiener, uniformiert und mit einem krummen Säbel versehen durchs Dorf, um die amtliche Mobilmachung zu verkünden.
Sehr bald erhielt in Zeil der Apotheker Speth als Reserveoffizier den Stellungsbefehl. Bürgermeister Kraus wollte im Interesse der Bevölkerung seine Unabkömmlichkeit erwirken. Doch der Apotheker lehnte dies aus Pflichtgefühl kategorisch ab: „Ich trage des Königs Rock, die Apotheke wird geschlossen!“ Seine Gattin verkaufte nur noch essigsaure Tonerde, Wasserstoffsuperoxid, Pflaster und Kräuter. Die Zeiler mussten nun die Apotheken in Haßfurt und Eltmann aufsuchen. Auch Oskar Winkler, der später von 1926-1932 als Zeiler Bürgermeister fungierte, hatte beim Einrücken bereits einen Offiziersrang und diente zunächst bei einer Einheit auf Norderney.
Am 22. August 1914 verkündet die Heimatzeitung: „In Haßfurt und dem Kreis war alles voller Begeisterung als die frohe Botschaft von dem großen Siege unserer Truppen bei Metz unter Führung unseres Kronprinzen Rupprecht durch Extrablätter verkündet wurde. Der erste große Kampf führte zu einem glänzenden Sieg unserer Truppen. Lieb Vaterland magst ruhig sein!“ Die ist nur eines von unzähligen patriotischen Liedern, deren Texte die Heimatzeitung schon sehr früh angeboten hat.
Im Schaufenster der Eltmanner Buchdruckerei Wilhelm Koch wurden schon sehr bald serbische Orden und Stiefel als Souvenirs zur Schau gestellt. In der Heimat trachteten die Menschen nach Trophäen. Ende 1914 wandte sich die Zeiler Stadtverwaltung an die Kriegsbeutesammelstelle in Darmstadt. Man wollte den Kindern und den nachfolgenden Generationen zeigen, wie die Feinde aussehen und uniformiert sind, „die unser tapferes Heer bekämpft und von unserem Vaterland fern gehalten haben.“
Ein Zeiler Soldat hatte bereits an seine Heimatadresse Mantel, Rock, Hose, Mütze, Gurt, Brottasche und Feldflasche eines französischen Soldaten geschickt. Doch bekamen es die Empfänger mit der Angst zu tun, dass dies unrechtmäßig sein könnte. Postwendend sandte das Rathaus die Sachen per Einschreiben an ein Depot in Würzburg zurück.
Im Bereich unseres heutigen Landkreises richteten in der ersten Kriegswoche die Bezirksämter den Aufruf, Bittgottesdienste um einen glücklichen Ausgang des „dem Deutschen Reiche aufgezwungenen Krieges“ abzuhalten. Schon sehr früh bot die Heimatzeitung per Inserat eine Sammlung von Gebeten für eine gesunde Heimkehr der Krieger an.
Im Diözesanarchiv in Würzburg ist der zweite von mehreren Briefen erhalten, den der Zeiler Pfarrer Dümler 1916 mit christlich verbrämten Durchhalteparolen an die 250 Zeiler Soldaten geschickt hat.
Seine Sorge war, dass die Zeiler in den Schützengräben anfangen ihr Gottvertrauen zu verlieren, zumal doch viele ein Koppelschloss tragen mit dem Spruch „Gott mit uns!“ „Was haben im Osten unsere schneidigen Heere mit Gottes sichtbarer Hilfe für wunderbare Leistungen vollbracht“, versuchte der Pfarrer seine Glaubensbrüder aufzumuntern.
Der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt werden, dass die feindlichen Heere in der Regel ebenfalls mit dem Segen ihrer Kirche in den Kampf geschickt worden waren. Unabhängig davon schrieb 1917 der Würzburger Bischof in einem Hirtenbrief: „Wenn Gott mit uns ist, wer kann gegen uns sein.“
Gegen die englische Hungerblockade wurde 1916 von nationalistischen Eiferern versucht, Gott besonders infam zu vereinnahmen indem sie vorschlugen, den üblichen Tagesgruß „Grüß Gott!“ durch „Gott strafe England!" zu ersetzen. Daheim sollten die Biertischstrategen und Alt-Veteranen den Krieg auf Landkarten nachvollziehen. Die Heimatzeitung lieferte hierzu das Kartenmaterial. Der Würzburger Regierungspräsident rief zu Geld- und Sachspenden auf. Er begründete dies mit den Worten: „Was müssten wir ertragen und welche Opfer hätten wir im Lande zu bringen, wenn die fremden Kriegshorden unsere heimischen Gauen überfluteten!!
1915 veranstaltete man im Raum Haßfurt eine militärische Übung von 400 Jugendlichen der Jugendwehren Eltmann, Sand, Zeil, Krum, Prappach und die Vereinigten Jugendwehren Schweinfurt-Stadt, Bei den sogenannten Felddienstübungen wurden Brückenköpfe gebildet Rückzugsgefechte geprobt und unter Trommelschlag und Liederklang marschiert.
Von welchem Geist die Jugend damals beseelt war, zeigt ein eigenhändig verfasstes Schreiben eines Königsberger 12jährigen Volksschülers, der in seinem Durst nach Kriegstaten einen Brief folgenden Inhalts nach Kassel sandte: „Lieber Herr General, bin bereit, mich als Munitionsträger oder für andere Posten zur Verfügung zu stellen, Körpergröße 1,32 m, Alter 12 Jahre, bin gesund, erwarte baldige Antwort.
Als es 1915 bei der Futterbeschaffung große Probleme gab, wurde den Pferdebesitzern geraten, die Belastung der Wägen zu verringern, damit die Tiere nicht überanstrengt, gequält und vorzeitig abgenutzt werden. Alle schweren Wagen sollten nur im Schritt, die leichten nicht schneller als im abgekürzten Trabe bewegt werden. Im Haßfurter Amtsblatt suchte man Pferdehalter, welche die Front-Tiere für eine kurze Zeit einen Erholungsplatz boten.
Im März 1916 teilte das Bezirksamt in einem vertraulichen Schreiben an die Stadt Zeil mit, dass im Interesse der Schlagfertigkeit der Armee sofort alles entbehrliche Heu und Klee an die Heeresverwaltung abgeliefert werden müsse „auch wenn dies nur auf Kosten der heimischen Viehbestände möglich ist.“ Die Bürgermeister mussten darauf sämtliche Scheunen und Futterböden nach entbehrlichem Futter durchsuchen.
Vor dem Hintergrund großer personeller Verluste an der Westfront, kam die Heeresführung 1918 auf die Idee, nun auch Hunde einzusetzen. Wenige Monate vor dem Zusammenbruch warb man in der Heimatzeitung um kriegstaugliche Hunde, die der Armee und dem Vaterland geliehen werden sollten.
Ein Mann in Haßfurt versuchte, einen sog. Panzer-Wärmer zu konstruieren. Dieser sollte sowohl vor der Kälte als auch vor Kugeln schützen. Die Idee erwies sich jedoch als ein Flop. Recht sinnvoll war dagegen die Initiative des Haßfurter Konditors Georg Engelhardt. Er bot „Armee-Christbäume“ an, die von ihm in Auftrag als „Liebesgaben“ feldpostmäßig in verschiedene Größen verpackt, an die Söhne und Väter ins Feld geschickt wurden. Der aus Unfinden stammende weithin bekannte Nürnberger Lebkuchenfabrikant Gottfried Wicklein, schickte während des 1. Weltkrieges allen Soldaten aus seinem Geburtsort eine Dose Lebkuchen.
Ende 1915 mussten die Isolierrohr- und Metallwarenwerke in Königsberg 75.000 Granatklappen fertig gestellt haben. So konnten durch den Krieg für die Arbeiter ein guter und reichlicher Verdienst gesichert werden.
Während des Krieges hatten die Sander und Knetzgauer Korbflechter buchstäblich alle Hände voll zu tun, um Geschoßkörbe für die Front zu flechten. Zeitweise wurden sogar die bislang unnützen Hopfenreben dafür verwendet. Die Sander Korbmacher mussten sich bei der Militärverwaltung durch die problemlose und termingerechte Lieferung vor allem von großen Stückzahlen einen guten Ruf erworben haben. Denn im Juli 1918 erhielt ihre Genossenschaft das „Verdienstkreuz für Kriegshilfe“ durch den Preußischen König Wilhelm II verliehen.
Wegen Mangel an Leder lernte man den Kindern das Herstellen von Stroh- und Fleckelschuhen. Im Oktober meldete das Heimatblatt, dass auch in Eltmann in mehrtägigen Arbeitskursen Schuhwerk angefertigt werde. Und auch die Caritasschwestern in Zeil entfalteten ähnliche Aktivitäten. Ein andermal verkündete die Heimatzeitung: „Unsere Angehörigen lassen draußen für uns ihr Leben. Zeigen wir uns wenigstens durch diese selbstverständliche Einschränkung ihrer großen Opfer würdig. Das deutsche Volk geht barfuß, aber es hält durch!“
Den Winter vor Augen war der Heeresleitung klar, dass die meisten Vaterlandsverteidiger von der Bekleidung her gar nicht dem Klima entsprechend ausgestattet sind. Das Kaiserreich schickte seine Söhne in einen Krieg, ohne dass es ausreichend geeignete Unterbekleidung beschafft und bereitgestellt hatte.
Vier Wochen nach Kriegsbeginn meldete die Regierung von Unterfranken in einen Aufruf an die Einwohnerschaft, dass nunmehr die Vorräte an Leibbinden, Schuhen, Pantoffeln und Sandalen langsam zu Ende gehen. Auch konnte für den in Würzburg zusammengestellten Lazaretttrupp der Bedarf an Zigarren, Rauch- und Schnupftabak nicht mehr befriedigt werden. Vor allem fehlte frische Leibwäsche. Der Weberei-Direktor Semmlinger ließ sich nicht lange bitten und übersandte an die Stadt Zeil zu Gunsten ihrer Kriegsteilnehmer 240 Meter Hemdenstoff. Viel Erfolg versprach sich 1915 die Heeresleitung von alten Gegenständen und Bruchstücken, die Edelmetalle enthielten. In einer Annordnung hieß es: „Die Sammlungen haben den Zweck, totes Kapital lebendig zu machen zum Kampf gegen unsere Feinde.“ Im Eberner Amtsblatt wurde Anfang 1917 die Abgabe der für beschlagnahmt erklärten zinnernen Teller, Schüsseln und Bierkrugdeckel verfügt. Noch blieben die zinnernen Orgelpfeifen in den Kirchen verschont. Doch bestand die Verpflichtung sie anzumelden.
Die Jugend im Steigerwald und den Haßbergen musste 1916 mit allem Eifer das Einsammeln von Maikäfern betreiben. Sie waren in dieser Notzeit als Hühnerfutter sehr willkommen, denn das Getreide benötigte man dringender für die Volksernährung. Im gleichen Jahr wurde auch das sonst verbrannte Kartoffelkraut als ausgezeichnetes Viehfuttermittel gepriesen. Die Milchkühe sollten, damit gefüttert, mindestens das gleiche an Milch, Milchfett und Milchtrockensubstanz wie mit gutem Wiesenheu liefern. In der Heimat mussten zuletzt nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere hungern. Die Schuljugend war 1918 dazu aufgerufen, sich an der Unkrautbekämpfung zu beteiligen und die Queckenwurzeln für Futterzwecke zu sammeln.
Ein weiterer begehrter Rohstoff waren Frauenhaare die ebenfalls von den Schülern für die Kriegsproduktion gesammelt wurden. Im dritten Kriegsjahr mangelte es auch an Textilfasern, da die Einfuhr von Hanf und Baumwolle unterbunden war. So ordneten die hiesigen Bezirksämter an, die im Inland verspinnbaren Pflanzen zu nutzen. Die Brennnessel wurde nun als „deutsche Baumwolle“ apostrophiert. Die Fasern sollten einen weiteren Importartikel, nämlich die Baumwolle, ersetzen.
Die Not zwang 1916 dazu, alles, was die Natur bot zu verwerten und restlos auszunutzen. Bei der herrschenden Fettnot waren daher Nüsse, Obst- und Weintraubenkerne sowie Bucheckern für die Ölgewinnung sehr gefragt. Das bischöfliche Ordinariat Würzburg ordnet an, dass, soweit es die gottesdienstlichen Handlungen und die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit in den Kirchen zulassen, jeder Wachsverbrauch zu unterbleiben hat.
Die Gläubigen wurden aufgefordert, den Gebrauch von Kerzen, Lichtern, Öl und Petroleum zu Kirchhofsbeleuchtung an Allerheiligen zu unterlassen oder doch aufs äußerste zu beschränken. Die Einführung der mittlerweile umstrittenen Sommerzeit im Jahr 1916 ist auf eine Kriegsmaßnahme zurückzuführen. Durch sparsamen Gebrauch von Seife sollten Fett und Öl gespart werden. Die Behörden empfahlen die Verwendung von Sand, Bimsstein, Holz- und Zigarrenasche sowie Scheuergras.
Besonders England versuchte durch eine Seeblockade die deutsche Bevölkerung auszuhungern. Nicht auf „ehrlichen Waffenfeldzug“, so Zeils Bürgermeister Kraus – „beschränkt sich eine neidische Rasse von Europäern. Sie erhebt ihre feige Waffe gegen Weib und Kind um Deutschland durch Aushungern zur Unterwerfung zu zwingen.“ Neben dem Nahrungsmangel traf der Mangel an Tabak vor allem die männliche Bevölkerung sehr schwer. An die Männer in der Heimat wurde appelliert: „Sorgt für Tabak, der die todmüden Männer auf einsamer Wacht munter hält und während des Marsches erfrischt. Leicht könnt ihr hierfür einen Bruchteil von dem täglichen Rauchzeug zur Seite legen.
Als Tabakersatz wurde Waldmeister, Buchenlaub, Huflattich und Zichorieblätter propagiert. Auch wurden den Rauchern Holunderstängel (Süßholz) empfohlen. Sie sollten an die Zeit ihrer Jugend erinnern, als so manche damit ihre ersten Rauchversuche machten. Echter Bohnenkaffee war wegen der Seeblockade kaum mehr verfügbar. An seiner Stelle war geröstete Gerste und Brotgetreide getreten. Doch auch dieser Rohstoff wurde dringender für die Ernährung und als Futtermittel benötigt. Vor diesem Hintergrund wurde der in unseren Breiten häufig vorkommende Weißdorn als Ersatz gepriesen.
Bereits kurze Zeit nach Kriegsbeginn 1914 wurden in Haßfurt für unsere in den feuchten Schützengräben liegenden Soldaten Katzenfelle zum Schutz gegen Rheumatismus gesammelt.
Das Kaninchenfell wurde zum regelrechten Rüstungsgut, denn es wurde jetzt als begehrter Stoff zur Fütterung von Jacken für Flieger, Kraftfahrer und U-Bootfahrer benötigt.