Professor Werner Widuckel will Wirtschaftspolitik für den ländlichen Raum
Eltmann Mit dem SPD-Wirtschaftsexperten und Hochschulprofessor Professor Werner Widuckel konnte der SPD-Kreisverband Haßberge am Dienstagabend in Eltmann einen echten Experten in Sachen „Chancen der Wirtschaft im ländlichen Raum“ präsentieren, der keinen Zweifel daran ließ, dass er die Politik der Regierung Seehofer für ein Signal in die völlig falsche Richtung hält.
Kann die SPD-Wirtschaftspolitik? Wer bisher Zweifel daran hatte, dass die Sozialdemokraten in Sachen Wirtschaft und regionale Entwicklung Kernkompetenzen besitzen, der durfte sich am Dienstagabend in Eltmann eines Besseren belehren lassen. Professor Werner Widuckel, im Team von Spitzenkandidat Christian Ude, für die Wirtschaftspolitik zuständig und damit ein potenzieller künftiger Minister auf diesem Gebiet, zeigte Wege und Möglichkeiten wie auch und gerade in den ländlichen Regionen die Entwicklung in eine gute Richtung vorangetrieben werden kann.
Beispiel Energiewende: „Was Horst Seehofer und seine Minister da treiben erinnert er an ein Tollhaus. Jeder, der will, bekommt alles“, stellte der Inhaber einer Lehrprofessur für Personalmanagement und Arbeitsorganisation an der Universität Erlangen leicht süffisant fest. Abstandsflächen, wie sie der Bayerische Ministerpräsident immer wieder propagiert, sind für den renommierten Wissenschaftler „Nonsens“. Was er lieber sähe, wäre ein Konzept, wie man die Energiewende vorantreiben und schaffen kann. „Aber das fehlt noch immer!“
Unumgänglich sei eine Planung, wo man welche großen Kraftwerke brauche und wie diese möglichst gut ausgelastet werden können. Passiert dies nicht, werde das der Steuerzahler am Geldbeutel merken, da er dann für die mangelnde Auslastung zahlen muss. In jedem Fall müsse der Weg weg von Großkonzernen und hin zu regionalen Lösungen gehen. Lösungen, die gerade den Mittelständlern vor Ort, verlässliche Energiekosten bieten.
Womit wir bei der GUT wären. Die im Landkreis gegründete Gesellschaft soll Konzepte entwerfen und die Energiewende auf regionaler Ebene voranbringen. „Eigentlich“, wie Bernhard Ruß feststellte. In Wirklichkeit sei nämlich, so der SPD-Landratskandidat im vergangenen Jahr, viel zu wenig passiert. „Es geht kaum voran!“ Eher im Gegenteil. Diskussionen um Windkrafträder und andere Ressourcen entwickeln sich mehr und mehr zum Hemmschuh denn zum Motor der Energiewende. Ein Umdenken und vor allem Handeln sei dringend nötig.
Eine Parallele zur Breitbandversorgung. Auch die ist für Professor Werner Widuckel ein Muss, wenn es um regionale Entwicklungschancen geht. Unternehmen brauchen ein schnelles Vorankommen auf der Datenautobahn, das inzwischen ein entscheidender, wenn nicht der entscheidende Standortfaktor ist. Und im Landkreis? „Die Breitbandversorgung bei uns ist eine Katastrophe“, sparte Wolfgang Brühl nicht mit klaren Worten. Und auch Bernhard Ruß forderte ein Mehr aus München. Bisher gebe es Lösungen nur da, wo Kommunen Eigeninitiative zeigen und auch bereit sind, einen Großteil der Kosten zu tragen.
„Die Infrastruktur muss stetig und ständig weiterentwickelt werden“, machte der Professor klar. Dabei dürften aber die Kommunen vom Freistaat nicht im Stich gelassen werden. „Die Finanzausstattung der Städte und Gemeinden reicht oft nicht aus, um zielorientiert arbeiten zu können.
Gerade deshalb sei der von der Staatsregierung vorgelegte Landesentwicklungsplan alles andere als zukunftsweisend. „Verzögerte oder unterlassene Investitionen jetzt, sorgen dafür, dass unsere Kinder und Enkel die Zeche zahlen.“ Wie in so vielen Bereichen fehle es an einem durchgängigen und nachvollziehbaren Konzept. „Wir brauchen Prioritätenlisten.“ Und verlässliche Angaben über die zur Verfügung stehenden Mittel. Wohin die fließen sollten, daran ließ Professor Werner Widuckel keine Zweifel. „Der Schwerpunkt muss in den ländlichen Regionen zählen.
Zu denen gehört bekanntlich auch der Landkreis Haßberge. „Für uns ist der Landesentwicklungplan kein Entwicklungs-, sondern ein Verhinderungsplan“, fand Wolfgang Brühl. „Wieder einmal werden die Metropolen gestärkt und das flache Land abgehängt.“ Ein Satz, den wohl auch Professor Werner Widuckel unterschreiben würde. „Wenn wir die Infrastruktur der Kommunen intelligent weiterentwickeln wollen, dann muss der Landesentwicklungsplan komplett neu aufgestellt werden.“ Vor allem auch deshalb, weil der demographische Wandel schlicht und ergreifend übergangen wurde. „Die soziale Infrastruktur muss angepasst werden. Das wird eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre werden.
Eine, der sich Bernhard Ruß gerne als Landrat stellen würde. Am liebsten mit einem Wirtschaftsminister Professor Werner Widuckel. Der eine könnte dann auf Kreisebene vom anderen, der bayernweit agiert, profitieren. Zum Beispiel dadurch, dass es Mittel gibt um – Stichwort Infrastruktur – den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis endlich besser zum Laufen zu bringen. „Wir haben viele Pendler, denen wir verlässliche und gute Lösungen bieten müssen“, machte Bernhard Ruß klar und konnte seine Zielvorstellung schon ganz konkret nennen. „Wir brauchen den endgültigen und kompletten Anschluss an die Metropolregion Nürnberg.“
Bildunterschrift
pm1720130802_widuckel.jpg: Zeigte am Dienstag in Eltmann auf, wie er sich Wirtschaftspolitik in Bayern vorstellt: Professor Werner Widuckel (Mitte) mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Wolfgang Brühl (links) und SPD-Landratskandidat Bernhard Ruß.