SPD-Festakt: 100 Jahre

09. November 2018

Novemberrevolution

SPD-Festakt: 100 Jahre Novemberrevolution

Johanna Schmeller

SPD-Festakt 1

© vorwaerts

Mit einer Festveranstaltung hat die SPD an den 100. Jahrestag der Novemberrevolution von 1918 erinnert. Sie markierte den Untergang des monarchistischen Obrigkeitsstaates in Deutschland und das Ende des Ersten Weltkrieges.

Vor 100 Jahren wurde in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie besiegelt: Am 9. November 1918 übergab Reichskanzler Max von Baden sein Amt an den Vorsitzenden der Sozialdemokraten im Reichstag Friedrich Ebert. Mit einem Festakt wurde am Vorabend des 100. Jahrestages im Willy-Brandt-Haus daran erinnert.

SPD-Festakt 2

© vorwaerts

Eine demokratische Revolution

Neben der SPD-Parteivorsitzenden Andrea Nahles sprachen der Historiker Peter Brandt, Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, und Dietmar Nietan, SPD-Schatzmeister und Beauftragter des Parteivorstandes für historische Fragen. Dazwischen las Schauspielerin Gesine Cukrowski Auszüge aus „November 1918. Eine deutsche Revolution“ von Alfred Döblin.

"Unsere Bundesrepublik ist heute in vielfältiger Weise von dem geprägt, was die Revolutionsbewegung von 1918 und 1919 erkämpft hat", sagte Dietmar Nietan. Er betonte Errungenschften, die heute „selbstverständlich“ seien: eine demokratische Republik, das Frauenwahlrecht, die Verankerung freiheitlicher und demokratischer Grundrechte in einer Verfassung, den Acht-Stunden-Tag, Betriebsräte. Allerdings: „Wir sind uns dessen heute viel zu wenig bewusst."

"Die Nazis haben in Deutschland die Erinnerung an die demokratische Revolution zerstört, an unser demokratisches Erbe", so Parteichefin Nahles. Im Jubiläumsjahr solle nun auf die historischen Weichenstellungen hingewiesen werden: die Etalblierung eines demokratischen Staatswesens auf der einen Seite, aber auch den undemokratischen Übergang und die strukturelle Schwäche, die sich aus der Uneinigkeit der Parteilinken und der „verhängnisvollen Spaltung der Arbeiterbewegung“ (Nahles) ergab.

Historiker Brandt verwies ebenfalls auf die Ambivalenz der Zeit: Er erinnerte, dass die Russische Revolution Ursprung und zugleich „radikalste Lösung der internationalen revolutionären Welle“ in Europa gewesen sei. Neben der späteren Etablierung Sowjetrusslands und der Entstehung neuer Nationalstaaten im Osten und Südosten Europas, „in Kriegen und Bürgerkriegen mit teilweise Millionen von Todesopfern noch nach dem offiziellen Weltkriegsende“, hätten demokratisierende Wahlrechts- und Verfassungsänderungen stattgefunden, sowie ein genereller Aufschwung der sozialistischen Parteien und der Gewerkschaften.

Internationale Öffnung

Nahles beschrieb 1918 und die Folgejahre zudem als „Beginn einer internationalen Öffnung“. Damals wie heute sei es die Aufgabe der Sozialdemokratie gewesen, wirtschaftliche Entwicklungen und auch Krisen zu strukturieren und ihre Folgen abzumildern, Frauenrechte zu gewährleisten und sich für die Freiheit Andersdenkender einzusetzen. Gerade bei den anstehenden Europawahlen werde sich die SPD deshalb „reinhängen wie selten“.

Nahles erinnerte aber auch an die – von den Nationalsozialisten absichtsvoll auf dasselbe Datum gelegten – Novemberpogrome gegen Juden, die sich 2018 zum 80. Mal jähren, also an fast 1400 brennende Synagogen und 7500 zerstörte jüdische Geschäfte, die „den Auftakt des industriellen Völkermordes an den Juden in Deutschland" markierten: „Auch die Erinnerung an diesen Schrecken muss auf alle Zeiten im Mittelpunkt stehen.“

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