Das neueste Standortmarketingkonzept der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (GEFAK) für die Region Hassberge zeigt wieder einmal deutlich, dass der ländliche Raum trotz bester Wirtschaftskonjunktur mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Die Anbindung an die Städte Coburg und Schweinfurt verhindere laut Studie nicht den Wegzug der gut ausgebildeten Jugend mangels qualifizierter Arbeitsplätze. „Der Bekanntheitsgrad und die Attraktivität der nahegelegenen Weltkulturerbe Städte Bamberg und Würzburg lassen sich nicht einfach auf den ländlichen Raum übertragen“, meint der Verein Nationalpark Nordsteigerwald und fordert, anhand einer Machbarkeitsstudie zu prüfen, welche Auswirkungen die Schaffung eines Nationalparks im Steigerwald auf die ländliche Region hätte. Das bayerische Umweltministerium habe vor geraumer Zeit unter www.np3.de die Vorteile von Nationalparken veröffentlicht. Danach entfalte ein solches Schutzgebiet mit Weltnaturerbe Status und ursprünglicher Natur eine starke Anziehungskraft und Außenwirkung, was sich positiv auf die Entwicklung der umliegenden ländlichen Regionen auswirke. Viele Ängste der Bevölkerung seien unbegründet. Da ausschließlich Staatswald geschützt würde, seien Privatwald- und Kommunalwaldbesitzer nicht betroffen. Um die natürliche Verjüngung zu gewährleisten, würde Jagd weiterhin stattfinden. Von einer Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) würden nicht nur die Touristen, sondern auch die Einheimischen profitieren, wenn die Busse häufiger und über Landkreis- und Bezirksgrenzen hinaus fahren. Das beweise der „Igel- Bus“ im Bayerischen Wald. Gastronomie, Dienstleistungen, Handwerk und Einzelhandel würden von einem belebten Tourismus profitieren. Wohneigentum auf dem Lande würde wieder wertvoller. Wie das Staatsministerium anhand von Beispielen aufzeigt, würden zahlreiche qualifizierte Dauer-Arbeitsplätze geschaffen, um die zu erwartenden Besucher aus der fränkischen Heimat und der ganzen Welt mit einem attraktiven Angebot an Führungen, Wegen und Waldnatur zu begeistern. Eine Verordnung würde die regionale Holz- und Brennstoffversorgung sichern. Ein Beirat berücksichtige die Interessen der Kommunen. Durch die wissenschaftliche Begleitung eines Großschutzgebietes sei die naturschutzfachliche Beurteilung gewährleistet. Der Vorstand des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald teilt die Auffassung des Umweltministeriums, dass ein Nationalpark eine Vitaminspritze für die jeweilige Region sei. Die stichhaltigen Argumente hätten dazu geführt, dass sich der Wind gedreht habe: Immer mehr Bewohner im Herzen des Steigerwaldes und in der Region erkennen die Chancen, die ein Weltnaturerbe und ein Nationalpark den Menschen vor Ort bieten. Sie fordern, den politischen Ausschluss zurückzunehmen und eine Machbarkeitsstudie unabhängiger Fachleute zuzulassen, um dem Steigerwald eine Chance für den ländlichen Raum zu geben.
Von Erich und Liebhard