Susanne Kastner bei ihrer Abschiedsrede im Kreistag des Landkreises Haßberge Foto: Paul Hümmer
Dass man mit ihr streiten konnte, durfte, ja manchmal sogar musste, ließ der Landrat in seiner Abschiedsrede für Susanne Kastner (SPD) freilich nicht unerwähnt: Bei weitreichenden politischen Entscheidungen sei es eben wichtig, "auch einmal eine hitzige Diskussion auszufechten und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen", sagte Wilhelm Schneider (CSU) vor dem Kreistagsgremium im großen Sitzungssaal des Landratsamtes in Haßfurt. Er ließ noch viele lobende Worte folgen und erwähnte einige ihrer wichtigsten Verdienste auf Kreis- und Bundesebene (Kastner saß jahrelang im Bundestag als SPD-Abgeordnete mit besonderen Aufgaben, war dort Vizepräsidentin und später Vorsitzende des Verteidigungsausschusses).
Die 71-Jährige hörte sich die Ausführungen des Landrats mit einem Lächeln im Gesicht an, stand dann auf, ging zum Rednerpult und sagte trocken, frei heraus in typischer Kastner-Manier: "Alles, was du gesagt hast, ist richtig. Wäre eigentlich schon eine vorgezogene Beerdigungsrede gewesen." Da waren alle im Saal kurz baff, dem Raunen folgten vorsichtige Lacher, die dann lauter wurden, und wäre eine Denkblase über dem Kopf des Landrats erschienen, hätte wohl darin gestanden: "Grad hab ich's noch g'sagt: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Ach, ich werd sie vermissen."
Ein paar Worte zu den Haßberg-Kliniken
So hatte die 71-Jährige, die im März das Landratsamt darüber informiert hatte, dass sie von ihrem Kreistagsmandat zurücktreten möchte, noch einmal aufblitzen lassen, was sie über all die Jahre ausgezeichnet hat - in ihrer kurzen Dankesrede sprach sie noch einmal das Thema "Haßberg-Kliniken" an. Das Kommunalunternehmen schreibt seit Jahren Defizite in Millionen-Höhe, Kastner war als Verwaltungsratsmitglied der Kliniken an einigen schwerwiegenden Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit beteiligt (unter anderem Schließung des Krankenhauses in Hofheim, Schließung der Geburtsklinik in Haßfurt - letzterer Beschluss wurde inzwischen aber wieder rückgängig gemacht)
Und weil das schwierige Thema "Haßberg-Kliniken" in Kastners Augen seitens der Entscheidungsträger nicht ausreichend öffentlich erklärt und nachvollziehbar gemacht worden ist, sagte sie zu den Kreisräten: "Ich bitte euch, bei Entscheidungen zu den Krankenhäusern die Bürger mitzunehmen." Freilich sei es nötig, dass es auch nicht-öffentliche Sitzungen gebe, "aber man muss nicht alles hinter verschlossenen Türen beschließen". Man höre allerorten, dass die Bürger darüber verdrossen seien. Auch "wenn schwere Entscheidungen anstehen und es Kritik setzen wird": Das müsse man dann auch offen und ehrlich kommunizieren, forderte sie.
Arbeitsintensiver Lebensweg
Landrat Schneider wie auch die Kreisräte zollten Kastner für ihre Geradlinigkeit Respekt und applaudierten ihr, als sie sich aus dem Gremium verabschiedete. Der Grund für ihren Rückzug ist, dass sie sich verstärkt auf ihre Familie und ihr Privatleben konzentrieren möchte, sie sagte über ihre politische Karriere, dass es ein sehr vereinnahmender, arbeitsintensiver Lebensweg gewesen und es nun für sie an der Zeit sei, kürzer zu treten. Für Kastner rückt die Hofheimerin Judith Geiling in den Kreistag nach.
Textstellen teilweise entnommen vom „Fränkischen Tag“