Klimademo statt Klassenzimmer
Auch in Haßfurt setzen sich Schüler für den Klimaschutz ein - und lassen dafür den Unterricht sausen. Die Forderungen sind konkret.
Rund 30 Schüler versammelten sich am Freitagvormittag am Haßfurter Marktplatz, um für Veränderungen in der Klimapolitik zu demonstrieren. Paul Hümmer (hinten links), dritter Bürgermeister von Sand am Main, unterstützte die Schüler mit seiner Anwesenheit.
Haßfurt - "Wir demonstrieren dafür, dass die Umwelt sauberer wird, dass es billigeren Nahverkehr gibt, weniger Plastikverpackungen und dass mehr Bäume in Innenstädten angepflanzt werden", erklärt Kilian Klug. Wie selbstverständlich steht der 14-jährige Schüler mit knapp drei Dutzend Mitstreitern, bunten Bannern und einiger Entschlossenheit am Freitagvormittag auf dem Haßfurter Marktplatz. Dort spricht er darüber, wie man ganz konkret den Klimaschutz verbessern kann - ja, muss sogar.
Nach Meinung der Schüler machen Politiker nämlich noch viel zu wenig dagegen, die Verschmutzung der Umwelt zu vermindern, wenn nicht sogar umzukehren. Die logische Schlussfolgerung: Warum noch zur Schule gehen, wenn die Erde und damit die Zukunft der Kinder durch das Handeln von Wirtschaft und Politik ohnehin zerstört wird? Seit mehreren Wochen treffen sich inzwischen auch in Haßfurt regelmäßig Schülergruppen, die sich der weltweiten Bewegung "Fridays for Future" angeschlossen haben. Diese war von der jungen schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg ins Leben gerufen worden. Die Neuntklässlerin verweigert seit August vergangenen Jahres jeden Freitag die Schule, um für ein sofortiges Umdenken in der nationalen aber auch weltweiten Klimapolitik zu plädieren . "Wir schwänzen nicht, wir kämpfen!", steht auf einem Schild aus Pappkarton, den eine Schülerin in Haßfurt nach oben reckt. Dass die Truppe mit der Versammlung am Vormittag ihre Schulpflicht verletzt, ist den Jungen und Mädchen trotzdem klar - genauso wie die Konsequenzen. "Unsere die Lehrer finden gut, dass wir uns dafür einsetzen", sagt Kilians jüngere Schwester Frida Klug. Aber: "Die Lehrer müssen uns Schulverweise erteilen, weil das vom Ministerium so vorgegeben wird", ergänzt Kilian. Die beiden sind sich jedoch einig, dass ein solcher Verweis wohl eher als Trophäe für ihren politischen Einsatz zu werten sei, denn als Strafe. Dass es den Schülern nicht nur um einen freien Vormittag mehr in der Woche geht, darauf legen Kilian und Frida Wert. Genauso wie die beiden besuchen einige weitere der Freitagsdemonstranten die Freie Waldorfschule in Haßfurt. Dort treffen sich alle Aktivisten auch jeden Dienstag nach Unterrichtsende, um auf die Worte und Banner auch Taten folgen zu lassen. Bisher sammelten die Schüler dann Müll ein. Inzwischen würde man dabei jedoch Bodenbrüter stören und so sei man dazu über gegangen Insektenhotels zu bauen. Für die Zukunft sei ebenfalls im Gespräch, Bäume zu pflanzen.
Unterstützung bekommen die Kinder und Jugendlichen auch von einigen Erwachsenen. Für die Anmeldung von Demonstrationen im Landratsamt muss man beispielsweise volljährig sein, das erledigte die Mutter eines Schülers. An diesem Freitag gesellte sich darüber hinaus auch Paul Hümmer (SPD), dritter Bürgermeister von Sand am Main, zu den Demonstranten.