Der Erhalt der Geburtsstation im Kreiskrankenhaus Haßfurt ist in aller Munde. Der Rettungsanker für die Geburtshilfe im Landkreis könnte eine Sonderförderung der bayerischen Staatsregierung für die ländlichen Kliniken im Freistaat sein. Wäre da nicht eine absurde Förderbedingung. Das Förderprogramm der Staatsregierung macht zur Bedingung: Mindestens die Hälfte der Neugeborenen des Landkreises Haßberge müssen tatsächlich im Kreissaal Haßfurt das Licht der Welt erblicken. Diese Quote 50% wurde nach meinem Kenntnisstand von den Haßbergkliniken in den letzten Jahren nicht erreicht.
„Jetzt haben es die werdenden Eltern in der Hand, ob die Geburtshilfe im Kreiskrankenhaus aufrechterhalten werden kann.“ Appelle an die Frauen in Haßfurt ihre Kinder das Licht der Welt erblicken zu lassen, sind an der Tagesordnung. Dies war auch der Tenor in der Diskussion um die Geburtsabteilung im Kreisklinikum Haßfurt, bei der jüngsten Kreistagssitzung des Kreistages Haßberge. Ich bin der Meinung, diese Quote 50% ist so nicht angebracht, muss weg. Es stellt sich die Frage, will man den ländlichen Kliniken helfen, das Überleben zu sichern oder präsentiert man eine Scheinlösung, um die Verantwortung, den schwarzen Peter, anderen zu zuschieben. Das Leben ist nämlich anders. Was soll eine Frau, werdende Mutter machen, wenn ihr der Arzt rät zur Geburt in ein Krankenhaus mit Kinderabteilung ihr Kind zur Welt zu bringen? Sollen diese Frauen nun schuld sein, wenn die Geburtsabteilung in Haßfurt die 50 % nicht erreicht?
Nein!
Schuld ist eine bayerische Landesregierung, die keine vernünftige Krankenhausplanung betreibt. So werden zum Beispiel trotz angeblicher Bettenüberkapazitäten neue zusätzliche Bettenhäuser kräftig mit Fördergeldern bedacht. Schuld wäre eine Landesregierung, die eine nicht erreichbare Quote zur Voraussetzung erlässt. Die Wirklichkeit sieht ja so aus, dass in den Kliniken der Nachbarstädte die Geburtsabteilungen überbelegt sind. Frauen, wenn keine medizinische Dringlichkeit vorhanden ist, werden mitunter auch schon mal abgewiesen.
Deshalb: Wenn es die bayerische Staatsregierung ernst mit den ländlichen Geburtsabteilungen meint, muss diese Quote 50 % als Bedingung für die Fördervoraussetzung weg!
Schuld sind nicht die Frauen die aus Sorge um ihre Gesundheit und die des Neugeborenen, in ein Krankenhaus mit Kinderklinik gehen. Ihnen, den schwarzen Peter zu zuschieben finde ich nicht richtig. Und, nicht die Patienten sind für den Ruf einer Klinik verantwortlich, sondern die Klinikverantwortlichen.
Paul Hümmer, SPD Kreisrat Haßberge, Zeiler Straße 2, 97522 Sand