Der nördliche Steigerwald

05. März 2018

Die Buchenwälder des nördlichen Steigerwaldes zählen zu den besten in Deutschland

Steigerwald

Leserbrief zu unserem Artikel "Kreistag will die Spaltung überwinden" (im FT vom Dienstag, 27. Februar). Im Bericht ging es um die Sitzung des Kreistages Haßberge, der über die Fortentwicklung des Steigerwaldes und die weitere Vorgehensweise sprach:

"Das ,Fort Knox' Bayerns ist seine vitale Natur. In den Nationalparken wird dieser Schatz bewahrt", sagte Herr Söder 2010 zum Nationalpark Bayerischer Wald. Auf die Frage, ob sich die Nationalpark-Idee bewährt hätte, kam ein klares und eindeutiges "Ja". Und weiter: "Der Nationalpark ist ein wichtiger ökologischer Rückzugsraum." Das trifft nun ganz besonders auf den nördlichen Steigerwald zu, dessen Buchenwälder nach Expertenmeinung zu den besten Deutschlands zählen, dem einstigen Heimatland riesiger Buchenwälder, wie der Römer Tacitus vor 2000 Jahren schrieb. Experten sind ja nicht Politiker. Experten erinnern sich an wichtige Fakten, erkennen ihre Verantwortung und versuchen anhand dieser Fakten den vernünftigsten Weg für die Zukunft zu finden. Experten und über 200 Wirtschaftsvertreter und Kommunalpolitiker fordern eine faire, sachlich begründete Aufarbeitung des Themas Nationalpark Nordsteigerwald!

Politiker sind nun gerade nicht Experten. Politiker dürfen ihre Meinung ändern und machen die oft von der Windrichtung abhängig. Sie müssen sich nicht an Fakten halten, sondern können Meinungen erzeugen oder schüren. Ihr Interesse gilt der Macht, nicht der Wahrheit.

Die gefährlichsten Spielarten, weil prinzipiell unbelehrbar, sind entweder unterm Deckmäntelchen untröstlich in ihrer Eitelkeit verletzt oder sie sind als besonders gutes und lautes Echo an ihre Position gekommen.

Nach einer Emnid-Umfrage 2014 und 2016 ist die Mehrheit der Bevölkerung in der Region für den Nationalpark. Glaubt man dem Gerede der Politiker, dann verbreiten diese gemeinen Institute wohl Fake News? Eine gemeinsame, sachlich und neutral formulierte Umfrage und eine Machbarkeitsstudie ist überflüssig, weil man ja vorher schon weiß, was rauskommen muss: Herr Aiwanger (FW) sagt zum Nationalpark: "Brauchen wir nicht, wollen wir nicht!" Herr Oskar Ebert (im Vorstand "Unser Steigerwald") in der Kreistagssitzung: "Das spreche doch eine eindeutige Sprache", wenn sein Verein gegen einen Nationalpark ist.

Was macht das Wahlvolk?

Letztes Jahr in der CSU noch die aufgeregte Suche nach einem dritten Nationalpark, heuer will Frau Scharf (Umweltministerin) eine Grundsatzentscheidung abwarten. Wie groß ist denn die Halbwertszeit?

Neben den machtbeflissenen Politikern und den Wissenden gibt es noch uns, wir Bürger, auch Wahlvolk oder Souverän genannt. An einem Beispiel will ich verständlich machen, was Ihnen eigentlich zugemutet wird: Stellen Sie sich vor, ein Fachmann würde Ihnen zeigen, dass Ihr Haus bereits zerfällt, weil nichts grundlegend saniert wird (Rote Liste der Arten). Sie denken an Ihre Nachkommen, wie die dann in die Röhre schauen. Sie denken an die Worte des Experten, der Ihnen beweist, dass Sie am Ende sogar noch Geld verdienten, wenn Sie die nötigen Schritte rechtzeitig und vernünftig einleiteten. Sie sehen bei Ihren Nachbarn, dass dies zutreffend ist (Nationalparke sind immer ein Renner geworden!).

Wenn dann ein Seelenverkäufer an Ihrer Haustür läutet und heute dies, morgen das verspricht, oder wenn jemand käme, der "kraft Wassersuppe" niemanden fragen muss, weil er sowieso "siebengescheit" ist, und Ihnen anriet, nur so weiterzumachen wie bisher, höchstens mit leichten Schönheitsoperationen. Würden Sie dem Ihr Haus, Erbe Ihrer Kinder, anvertrauen?

Wem also werden Sie in der nächsten demokratischen Runde Ihre wertvolle Stimme als Souverän des Staates geben? Alle Nationalparke in Deutschland haben sich sehr positiv entwickelt, für die Menschen vor Ort, unsere heimische Natur und am Ende erwies sich dieser Schritt als wirtschaftlich richtig.

Robert Atzmüller aus Sand

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