Hat der Haßfurter Flugplatz eine Zukunft und wenn ja welche? Eine Frage, die auch in der HaßbergSPD diskutiert wird. Für die Vorstandschaft des Kreisverbands führt, auch aus Gründen des Klimaschutzes, an einem Ausstieg des Landkreises aus der Gesellschaft, die den Flugplatz betreibt, kein Weg vorbei.
„Jeder Kreisrat muss wissen, dass er bei einem Ja zum Flugplatz den Bürgern in den Geldbeutel langt!“ Schon 2007 hatte Emil Däschner zu seinem Lieblingsthema eine eindeutige Meinung. Eine solche Infrastruktureinrichtung sei ein nicht notwendiges Zuschussgeschäft, das man sich sparen sollte, sagte er damals in einem Interview.
Das SPD-Urgestein ist inzwischen längst gestorben, die Diskussion um den Verkehrslandeplatz in Haßfurt lebt aber immer noch. In den vergangenen Wochen und Monaten mehr denn je. Grund: Coronabedingte Einnahmeausfälle durch fehlende Starts und Landungen, aber noch mehr der angekündigte Ausstieg der Stadt Schweinfurt aus dem Gesellschaftervertrag.
Einen solchen Rückzug gab es vor weit mehr als zehn Jahren schon einmal. Verstehen konnte und kann ihn Paul Hümmer damals wie heute nicht. „Die Schweinfurten Firmen wollten den Flugplatz und haben damals den Ausbau zum Instrumentenflug veranlasst. Das sind die heute anstehenden Kosten und jetzt steigen die Stadt und ihre Industriebetriebe einfach aus dem Infrastrukturprojekt aus und fliegen von anderen Flugplätzen zu Geschäftsflügen. Ist der Platz in Haßfurt dann überhaupt noch für die Region notwendig? Die Frage muss erlaubt sein“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende, der als ehemaliger Kreisrat immer wieder Diskussionen um die Sinnhaftigkeit der Infrastruktureinrichtung erlebt und auch mitgeführt hat.
Mittelfristig führt für Paul Hümmer und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen in der Kreisvorstandschaft an einem Ausstieg des Landkreises aus der Gesellschaft, die den Verkehrslandeplatz betreibt, kein Weg vorbei.
„In Anbetracht der Klimakatastrophe und der damit einhergehenden Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Inlandsflügen ist eine Fortführung des Verkehrsflugplatzes Haßfurt höchst fragwürdig“, nennt Johanna Bamberg-Reinwand einen wichtigen Grund, der für ein Aus spricht. „Keine andere Art der Fortbewegung verbrennt so viel Energie wie das Fliegen.“
Vorstellbar wäre für die HaßbergSPD allenfalls eine Zwischenlösung, eine Art Flugplatz Light. „Wir sollten im Kreistag eine schnelle Herabstufung des Flugplatzes vom Verkehrslandeplatz zum Sonderlandeplatz beantragen“, erklärt Jürgen Hennemann. Vor allem so lange der Freistaat nicht bereit sei, die Kosten für die Flugsicherung zu übernehmen, wie er es beispielsweise beim Hofer Flugplatz tut.
Das hatte der Fraktionsvorsitzende der Kreistags-SPD schon im Kreisausschuss deutlich gemacht. „Wenn man es in München für so wichtig hält in Haßfurt einen Verkehrslandeplatz zu erhalten, dann sollte man auch dafür zahlen.“
Während ein Verkehrsflugplatz einer Betriebspflicht unterliegt, die vorschreibt, dass die Einrichtung zu öffentlichen Zeiten für an- und abfliegende Flugzeuge der allgemeinen Luftfahrt zur Verfügung stehen muss. „Das bedeutet einen erhöhten finanziellen und auch Personalaufwand“, führt Jürgen Hennemann aus.
Sonderlandeplätze dagegen würden dieser Betriebspflicht nicht unterliegen. Sie haben nur eine beschränkte Genehmigung, beispielsweise für Leichtflugzeuge. Zudem dürfen sie grundsätzlich nur vom Betreiber sowie auf Anfrage von Dritten genutzt werden und haben keine vorgeschriebenen Öffnungszeiten.
Eine Variante, die wohl deutlich günstiger als die bisher praktizierte wäre. „Neben den Einsparungen von Haushaltsgeldern des Landkreises wäre die Vermeidung des Fluglärms im Maintal ein weiterer positiver Effekt“, sagt Paul Hümmer.
Wofür die dann zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel verwendet werden können? Auch davon haben die Verantwortlichen der HaßbergSPD eine klare Vorstellung. „Das Geld sollte in den Ausbau und die Umgestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs fließen“, berichtet Johanna Bamberg-Reinwand. Gemeinsam mit der Kreistagsfraktion möchte der Kreisverband Initiativen für neue Mobilitätskonzepte wie Rufbusse oder ein Anruf-Linientaxi einbringen.
„Dabei könnte man sogar auf Erfahrungen mit dem AST zurückgreifen“, nennt Paul Hümmer ein Beispiel. Anfang der 200er startete der Landkreis nämlich schon einmal ein Anrufsammeltaxi. Damals zwar nur mit mäßigem Erfolg, weswegen der Service wieder eingestellt wurde.
Inzwischen jedoch sei die Ausgangslage eine komplett andere. „Ein Sammeltaxi hat auf jeden Fall mehr Zukunft und vor allem mehr Berechtigung als ein Flugplatz, den kaum ein Landkreisbürger nutzt“, findet der stellvertretende Kreisvorsitzende deutliche Worte.