Vor dem Gesprächskreis „Wir im Haßberg-Kreis: Chancen, Ziele, Aufgaben“ der SPD Hofheim
Wolfram Thein lächelt. Seine erste Amtshandlung als Bürgermeister von Maroldsweisach? Das war die Einweihung des renovierten Spielplatzes in Wasmuthhausen am 1. Mai 2014.
Das hatte zugleich symbolische Bedeutung, so Wolfram Thein vor den Hofheimer Sozialdemokraten und „Fortschrittlichen Bürgern“. Wie alle Gemeinden im Haßbergkreis kämpft Maroldsweisach um den Verbleib junger Familien. Zählte die Marktgemeinde 1999 noch 4.300 Einwohner, so waren es drei Jahre später 3.900 und heute sind es 3.400. Doch die neuesten Zahlen machen Mut, dass es wieder aufwärts geht. Wolfram Thein hat es geschafft, alle Kräfte in den 17 Teilgemeinden auf die Hauptthemen der Gemeinde zu konzentrieren: Betriebe und Arbeitsplätze, Kinderbetreuung und Schulen, Wege- und Straßennetz, Öffentlicher Personennahverkehr und Breitbandnetz.
Die Gemeinderäte und die Verwaltung ziehen an einem Strang.
Das „Zeilberg Echo“ auf Papier und das digitale www.maroldsweisach.de informieren über Angebot und Nachfrage bei Immobilien, Dienstleistungen, Arbeits- und Ausbildungsstellen. Eine Unternehmensbörse ist geplant, zumal die Nachfolgeregelung bei den örtlichen Handwerksbetrieben immer schwieriger wird. Bei der wieder Ende Januar stattfindenden Ausbildungsbörse von Handwerks-, Industrie- und Dienstleistungsbetrieben für die 7.-9. Klassen der Mittelschule können sich Schüler und Eltern ein Bild über Lehrberufe in ihrer Nähe verschaffen. Sehr gut haben die Grundschulen des Schulverbandes Maroldsweisach, Ermershausen und Pfarrweisach bei der Evaluierung abgeschnitten. Dank des Schulverbundes mit Ebern, Stadtlauringen und Hofheim gelingt es, alle Schultypen anzubieten – von der Regelklasse bis zur gebundenen Ganztagsschule.
Den zentralen Kindergarten und die Kinderkrippe besuchen zur Zeit etwa 100 Kinder. Bekannt v.a. wegen seiner Kurzzeitpflege für ältere Menschen ist das Therese-Stählin-Haus der Diakonie, das sich mit dem privaten Altenheim Klinger gut ergänzt. Beide bieten zudem auch Arbeitsplätze.
Wolfram Thein berichtete von dem ehrgeizigen Ziel der Metropolregion Nürnberg und Main-Franken mit einem Nahverkehrplan, allen im Haßbergkreis in Siedlungen über 150 Einwohnern Zugang zum Öffentlichen Nahverkehr zu verschaffen. Schon mit viel weniger Aufwand aber mit größerer Sorgfalt bei der Abstimmung von Ankunfts- und Abfahrtszeiten von Zug und Bus ließe sich schon heute manches verbessern. Der letzte Bus beispielsweise von Haßfurt nach Hofheim fährt wochentags um 20.00 ab. Dumm nur für Reisende aus Richtung Würzburg, die 16 Minuten später eintreffen. Für sie fährt erst am nächsten Morgen ein Bus.
Es könne auch nicht Sinn einer Metropolregion sein, dass die Preise für Bahnkunden mit Bahncard sprunghaft anstiegen, nur weil es zwischen Bus- und Bahnunternehmen kein geeignetes Verrechnungssystem gebe.
Zündstoff könnte auch das „Kernwegenetz“ bergen, wenn Landwirte mit weniger Ackerflächen und hergebrachten leichteren landwirtschaftlichen Fahrzeugen ebensoviel bei der Wege-Kostenumlage bezahlen müßten, wie jene Betriebe, die mit ihrem schweren Gerät die vorhandenen Wege benutzten und mitunter beschädigten. Hier muß, so Wolfram Thein, eine gerechte Lösung gefunden werden.
Gerechter muß es auch zugehen beim kommunalen Finanzausgleich in Bayern. Es kann nicht sein, dass finanzstarke Städte und Regionen wie München und Augsburg, bei denen die Gewerbesteuern munter fließen, durch den „Ausgleich“ noch obendrauf Millionen bekämen. Zurecht fordere deshalb der Präsident des Bayerischen Gemeindetags, Uwe Brandl, diese offensichtliche „Gerechtigkeitslücke“ zu schließen. Es geht, so Wolfram Thein, um gleichwertige Lebens- und Arbeitschancen in ganz Bayern.
Aufgrund der kargen Finanzausstattung der Gemeinden in den „Randregionen“ kann die Gratwanderung zwischen Sparen und unabweislichem Investieren schnell ins Schlingern geraten, braucht zum Beispiel nur eine der unverzichtbaren Feuerwehrspritzen vorfristig ersetzt werden müssen. Wilhelm Schneider, Theins Vorgänger im Amt, hatte es verstanden, einerseits Schulden der Marktgemeinde abzubauen und andererseits die Energiesanierung öffentlicher Gebäude oder die Breitbandverkabelung auf den Weg zu bringen.
Um diesen Weg fortzusetzen und um weitere Einkommensquellen zu erschließen, bedarf es nicht nur guter Konzepte, sondern auch finanzieller Mittel. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Tourismus. Der Haßbergkreis ist mit Naturschönheiten und einer gesunden Umwelt gesegnet. Um jedoch die notwendigen Voraussetzungen für den Fremdenverkehr wie Radwege, attraktive Schwimmbäder zu schaffen oder Modelle für gastronomische Initiativen zu unterstützen, bedarf es erst mal Geld, Geld das die Gemeinden nicht haben und das sie nur über einen gerechten Finanzausgleich erhalten können. Die angekündigten 1,21 Millionen Euro „Stabilisierunghilfe“ für Zeil, Königsberg und den Landkreis sind zwar ein schöner Anfang, erforderlich ist jedoch, wie es der Bayerische Gemeindetag fordert, eine Neustrukturierung des kommunalen Finanzausgleichs, bei dem die Belange der strukturschwachen Gemeinden besser berücksichtigt werden.
Um sich als einzelne Gemeinde besser Gehör zu verschaffen, ist die Mitgliedschaft in der „Hofheimer Allianz“ von großem Vorteil. Gemeinsam mit den anderen Partnergemeinden hat Maroldsweisach in den vergangenen Jahren u.a. ein Flächen- und Leerstandsmanagement auf den Weg gebracht und konnte an Förderprogrammen zur Revitalisierung der Ortskerne teilhaben.
Wie der neue Eberner Bürgermeister Hennemann (SPD) sieht auch Wolfram Thein Chancen einer engeren Zusammenarbeit. Allerdings wird Maroldsweisach kein Vollmitglied sondern ein eher „strategisches“ Mitglied einer neuen Allianz um Ebern herum werden. Unter dem Beifall der Versammelten schloß Wolfram Thein seine Bilanz über ein gutes halbes Jahr im Amt des Bürgermeisters in Maroldsweisach. Konrad Spiegel, der Ortsvereinsvorsitzende der SPD Hofheim dankte für die spannenden Ausführungen und lud zum nächsten Gesprächskreis „Wir im Haßberg-Kreis: Chancen, Ziele, Aufgaben“ der SPD Hofheim im Januar ein.