Die Kommunalwahl am 15. März 2020 stand im Mittelpunkt der jüngsten Vorstandssitzung des SPD-Kreisverbands Haßberge. Ein Schwerpunkt war dabei die Frage, wie sich der Landkreis für die Herausforderungen der Zukunft wappnen kann.
Wie sieht der Landkreis Haßberge 2030 aus? „Vielleicht bin ich dann immer noch Landrat!“ Wolfgang Brühl schmunzelt. Logisch, schließlich würde das bedeuten, dass der SPD-Bewerber für das höchste Amt im Landkreis sich am 15. März gegen Amtsinhaber Wilhelm Schneider durchsetzt und der erste SPD-Landrat der Haßberge wird.
„Wir wollen den Wählerinnen und Wählern eine Alternative bieten“, machte die Kreisvorsitzende Johanna Bamberg-Reinwand klar. Wie die aussehen könnte, wurde in der letzten Vorstandssitzung des SPD-Kreisverbands deutlich, in der Konzepte vorgestellt wurden, die den Slogan „Landkreis mit Zukunft“ in wichtigen Bereichen mit Ideen und Leben füllen. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen“, sagte Wolfgang Brühl und hatte dabei vor allem den demographischen Wandel im Blick. Zahlreiche Studien sagen dem Landkreis ein überdurchschnittliches Altern voraus. Eine Herausforderung, der sich die Haßberg-SPD mit neuen Denkmodellen stellen möchte.
„Wir sollten den Mut haben, eine Vorreiterrolle einzunehmen“, erklärte der Landratskandidat und machte sich für Mehr-Generationen-Wohnparks stark. In denen gibt es sowohl normale Wohneinheiten, auch für Familien, altersbegleitende Wohnungen, aber auch Pflegeplätze. Dazu ein Netz aus Einkaufsmöglichkeiten, ärztlicher Versorgung und Freizeitangeboten. Für die Verwirklichung solcher Anlagen würde Wolfgang Brühl auf die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner setzen. „Die würden sich gewiss finden lassen“, ist er überzeugt, dass es sowohl einen Bedarf als auch ein Interesse an solchen Zukunftsmodellen gibt.
Neue, im Landkreis weitgehend noch unbekannte Wege, wollen die Sozialdemokraten auch in Sachen Mobilität beschreiten. „Die Mischung macht’s“, brachte Johanna Bamberg-Reinwand die Ideen auf den Punkt. „Wir brauchen Lösungen, die den Menschen vor Ort helfen und müssen sie – im wahrsten Sinne des Wortes – da abholen, wo sie sind.“ Für einen Flächenlandkreis, wie es die Haßberge nun einmal sind, gebe es nicht das eine Modell, das alle Probleme löst. Stattdessen müsse man versuchen, an vielen kleinen Stellschrauben zu drehen, um Lücken mit „intelligenten alternativen Möglichkeiten zu schließen“, wie es Wolfgang Brühl ausdrückte.
Der ÖPNV werde dabei immer eine wichtige Rolle spielen. „Mit dem Anschluss an den VGN sind wichtige Weichen gestellt worden“, erklärte der stellvertretende Kreisvorsitzende Helmut Dietz. Jetzt müsse das Ziel sein, die Taktung, vor allem in Randbereiche, noch enger zu gestalten. „Und natürlich wollen wir auch das 365-Euro-Ticket“, forderte Johanna Bamberg-Reinwand.
Neben regulären Bussen braucht es aber auch andere Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. „Nutzen statt besitzen“ ist für Wolfgang Brühl hierbei ein wichtiger Ansatz. Studien zeigen, dass für viele Menschen Mobilität inzwischen vor Eigentum steht. „Ein Trend, der noch in den Städten zu Hause ist, aber sicher auch im ländlichen Bereich ankommen wird.“ Dort wäre er aus Sicht des Landratskandidaten auch genau richtig. „Carsharing-Modelle, natürlich mit E-Autos, oder die Neuauflage eines Anrufsammeltaxis“, nennt er als Möglichkeiten. Auch ein System mit Klein- und Bürgerbussen sei praktibel. „In Hammelburg funktioniert das schon seit zehn Jahren hervorragend“, stellt Johanna Bamberg-Reinwand ein Beispiel heraus.
Für Buchung und Informationen über die Wege von A nach B im Landkreis bräuchte es eine Mobilitäts-App, in der die einzelnen Angebote gebündelt und abgerufen werden können. Auch eine zentrale Koordinierungsstelle wäre aus Sicht der Landratskandidaten sinnvoll. Die müsse ja nicht unbedingt beim Landratsamt angesiedelt werden, sondern unter Umständen auch beim Mehrgenerationenhaus, wo alle Altersstufen aufeinandertreffen.