Haßfurt – Eines wurde ganz deutlich als der SPD-Unterbezirk (UB) Rhön-Haßberge am Sonntagnachmittag in der Stadiongaststätte in Haßfurt sein 50jähriges Jubiläum feierte: Die Geschichte des UB ist mit dem Namen Heiner Schneier untrennbar verbunden. Am 9. Mai 1964 schlug im damaligen „Bayerischen Hof“ in der Hauptstraße in Haßfurt die Geburtsstunde des UB Rhön-Haßberge. Hier sind die Kreisverbände Bad Kissingen, Bad Neustadt, Ebern, Haßfurt, Hofheim, Königshofen und Mellrichstadt vereint. Der Landkreis Hammelburg kam etwas später hinzu.'
Bilder unten (Nur bei SPD-Haßberge zu sehen)
Seit diesem Jahr steht Matthias Kihn an der Spitze des Unterbezirks. Nur drei Vorsitzende hat es in der 50jährigen Geschichte des UB gegeben, Heiner Schneier (1964-1985), Susanne Kastner (1985-2003) und Jürgen Hennemann (2003-2014). Matthias Kihn wurde im 51-igsten Jahr Vorsitzender und begrüßte als solcher die Festteilnehmer mit zahlreichen Funktionären der SPD aus dem Unterbezirk, aus Nachbarbezirken und von den Ortsverbänden.
Einen tiefen Blick zurück in die Vergangenheit, bei dem er Höhen und Tiefen, Erfolge, aber auch Rückschläge „gnadenlos“ aufzeigte, warf der langjährige Geschäftsführer des UB, Ludwig Leisentritt. Sein ausführlicher Rückblick war keinesfalls langatmig. Stets „gewürzt“ mit einem Schuss Humor, lustigen Anekdoten an den richtigen Stellen, aufgelockert durch Fotos aus den letzten 50 Jahren, verstand es Leisentritt mit seinem Vortrag die Festgäste in seinen Bann zu ziehen. Zu Beginn stellte er fest: „Die Geschichte unseres UB ist unleugbar mit der Person unseres heutigen Ehrenvorsitzenden Heiner Schneier verbunden.“ Der „Senior“ des UB wird am 21. Dezember 89 Jahre alt. Er habe als „unterfränkisches Maschinengewehr“ die etwas behäbige SPD im Kreis Haßfurt aufgemischt. „Der UB hätte wohl kaum diesen gewaltigen Aufschwung ohne den quirligen Heiner Schneier genommen“, zeigte sich Leisentritt überzeugt. Er ging auf die Arbeit von Heiner Schneier im Bayerischen Landtag ein und die Eröffnung des UB-Büros am 1. August 1964 in der Theodor-Morung-Straße in Haßfurt. Unermüdlich habe Heiner Schneier an die Türen von Volksvertretern geklopft um seine Ziele zu erreichen. Leistentritt erwähnte alle Kommunal- Kreis- und Bundespolitiker, die in den letzten 50 Jahren im UB aufgeschlagen waren oder sich dort einbrachten.
Ludwig Leisentritt verhehlte nicht die vielen vergeblichen Kandidaturen von SPD-lern für den Land- und Bundestag. So habe auch Heiner Schneier 1974 nach zwölf Jahren seinen Sitz im Landtag verloren. „Die SPD, das ist kein stolzes Schiff, schon gar nicht ein Traumschiff, sondern ein Floß. Man hat zwar öfters kalte und nasse Füße, aber dafür sinkt es nicht“, sagte Leisentritt. Der „totale CSU-Staat“ sei stets gegenwärtig gewesen und so habe auch Bernhard Ruß gegen Sebastian von Rotenhan bei der Landtagswahl 1998 den Kürzeren gezogen. Leisentritt ging auf Plänkeleien aus „unruhigen Zeiten“ zwischen örtlichen Mandatsträgern der SPD und der CSU ein. Jahrelang habe die Gebiets- und Gemeindereform für Widerstand gesorgt. „Unsere Partei im Raum Maroldsweisach befand sich im Dauerclinsch mit Ermershausen. Wir verloren zahlreiche Mitglieder und Wähler.“ Besonders die Bundestagswahl 972, die „Willy-Wahl“ wäre bei den älteren noch in guter Erinnerung. „Der Wahlsieg hat die Partei bis in die kleinsten Orte beflügelt. Eine derartige Eintrittswelle hat es seitdem nicht mehr gegeben“, sagte Leistentritt.
Kurz nach der erfolglosen Bundestagswahl 1980 suchte man eine bodenständige Kandidatin. Deshalb habe er Susanne Kastner bei einem Ausflug in die Bundeshauptstadt gefragt und diese habe spontan geantwortet: „Ja, ich würde das machen!“ So habe die 24jährige Ära, der etwas „aufmüpfigen“ Susanne Kastner als Bundespolitikerin begonnen, die sich weder in der Kommunalpolitik in ihrem Heimatort Maroldsweisach als auch in der Kreispolitik kein Blatt vor dem Mund genommen habe. Susanne Kastner wurde 1983 für die Bundestagswahl nominiert. Der erste Versuch misslang. 1987 trat Kastner auf Listenplatz 25 erneut an. Erste Hochrechnungen für Bayern sahen nicht schlecht für die Kandidatin aus. „Die Stimmung bei den Wahlpartys im Wahlkreis steigerten sich enorm, es gab erste Interviews mit Zeitungen aber weit nach Mitternacht zeigte sich, dass die SPD schwer eingebrochen ist und das Schlimmste, eine Heimatzeitung verkündete am Montag euphorisch ihren Lesern den Einzug Susanne Kastners in den Deutschen Bundestag“, so Leisentritt. Schließlich konnte Susanne Kastner 1989 in den Bundestag einziehen und dort 24 Jahre wirken, ja sogar das Amt einer Bundestagsvizepräsidentin erreichen. Beerbt wurde Susanne Kastner von Sabine Dittmar. „Noch haben wir Rothäute eine große Zahl von Häuptlingen in unserer Partei, was wir brauchen sind mehr Indianer“, sage Leisetritt. Heute stehe man insgesamt nicht schlecht da. „Zumindest im Landkreis Haßberge wachsen die Bäume der Union nicht in den Himmel.“ Mit einem Zitat von Hans-Jochen Vogel schloss Leistentritt seinen kurzweiligen Vortrag: „Das sind die Weisen, die durch Irrtum zur Wahrheit reisen. Die bei dem Irrtum verharren, das sind die Narren.“
Grußworte sprachen MdB Sabine Dittmar, MdB a.D. Susanne Kastner, MdL Kathi Petersen, Jonas Merzbacher, Renè von Eckert und das Schlusswort kam von Stephan Schneider, Ortsvorsitzender der SPD in Haßfurt. Sie alle hoben das gute Miteinander im UB hervor und waren voll des Lobes für die Verantwortlichen des UB's und den Vortrag von Ludwig Leisentritt.
BU zu: 09 UBBüro1969.jpg 45 Jahre ist es her. Hier vor dem SPD-Büro in Haßfurt im Jahr 1969 (von links): Ludwig Leisentritt, Organisationsreferent Curt Schmitt, Alfons Schwanzar und MdL Heiner Schneier. Foto: privat
BU zu: 01a Bayer.Hof Das Gründungslokal: Im ehemals Bayerischen Hof (heute Raiffeisen-Volksbank) wurde im Jahr 1964 der Unterbezirk aus acht Kreisverbänden gegründet. Foto: privat
BU zu: hw_leisentritt-50-ja-ub-161114-001 Ludwig Leisentritt, langjähriger Geschäftsführer des Unterbezirks der SPD, gab einen geschichtlichen Rückblick. Foto: Helmut Will
BU zu: hw_50-ja-ub-rhön-hassberge-161114-004 Sie führten seit 1964 den SPD-Unterbezirk. Heiner Schneier (2. von links) 21 Jahre, Susanne Kastner (links) 18 Jahre und Jürgen Hennemann (3. von links) elf Jahre. Seit 2014 steht Matthias Kihn (rechts) an der Spitze des Unterbezirks.
Foto: Helmut Will
Haßfurt - „Es ist mir eine besondere Freude heute langjährige und verdiente Mitglieder ehren zu dürfen“, sagte Matthias Kihn, der seit diesem Jahr Vorsitzender des SPD Unterbezirks Rhön-Haßberge ist. Ein halbes Jahrhundert gehören August Werner, Ortsverein (OV) Augsfeld, Bernhardine Karg, OV Schleichach, Erhard Mühlfeld OV Bad Neustadt und Georg Zitzmann, OV Nassach der SPD an. 50 Jahre dabei sind auch Alfons Neeb, OV Rauenebrach, Emil Däschner, OV Ebelsbach, Horst Günter, OV Nüdlingen, Robert Renz, OV Maroldsweisach und Werner Rögner, OV Ditterswind.
BU zu: hw_50-ja-ub-rhön-hassberge-161114-003 Nicht alle die anstanden konnten zur Ehrung für 50jährige Mitgliedschaft in der SPD kommen. MdL Sabine Dittmar und Ehrenvorsitzender Heiner Schneier (von links), sowie 1. Vorsitzender Matthias Kihn (rechts) freuten sich (ab 3. von links) ehren zu können: August Werner, Horst Günter, Emil Däschner und Robert Renz.
Foto: Helmut Will
Johannes Petersen vom Ortsverband Schweinfurt war der wohl jüngste SPD-ler bei der Jubiläumsfeier des SPD-UB. Der Jurastudent sagt: „Für mich bedeutet es eine stärkere Vernetzung der Ortsvereine und somit einen besseren Austausch über die verschiedenen politischen Angelegenheiten, sowohl regional als auch überregional. Man kann gemeinsam festlegen, wie Politik der SPD in der Region gehen soll. Der UB festigt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Ortsvereine. Heiner Schneier ist mir noch bekannt, als er noch jünger und aktiver war. Da bin ich ihm schon öfters begegnet und habe festgestellt, dass er mit Leib und Seele zu seiner SPD steht und sich für deren Ziele einsetzt. Ich persönlich finde mich in der SPD gut aufgehoben und werde mich mit ihr für Verbesserungen einsetzen. Vielleicht mache ich das auf kommunaler Ebene, denn erst will ich mal mein Studium fertig bekommen. Was dann sein wird, bringt die Zeit mit sich.“
Heiner Schneider, Ehrenvorsitzender des SPD-UB stand im Mittelpunkt der 50-Jahrfeier. Er sagt: „Die zurückliegenden Jahre in der SPD und im UB Rhön-Haßberge waren für mich eine erfüllte, aber auch arbeitsreiche Zeit. Mir lag es immer am Herzen Menschen die sich an mich gewandt waren zu helfen. Ich war gerne für die Leute da, die sich mit Anliegen an mich wandten. Stets habe ich die Unterstützung meiner Partei und die meines unmittelbaren Umfeldes gehabt. Dafür bin ich dankbar. Sicher, es gab immer ein Auf und Ab, das wird auch in Zukunft so sein. Ich wünsche allen die im UB Verantwortung tragen viel Erfolg und jenen die solche schon getragen haben, danke ich herzlich. Ich freue mich heute hier sein zu können.“
Jürgen Hennemann stand elf Jahre an der Spitze des SPD-Unterbezirks (UB) Rhön-Hassberge. „Heiner Schneier hat unermüdlich Aufbauarbeit geleistet“, sagt er anerkennend. 50 Jahre habe die SPD in einer ländlichen Gegend gearbeitet, mit guten Kontakten zu anderen UB's und den Kreisverbänden. „Ich freue mich, dass Sabine Dittmar als Nachfolgerin von Susanne Kastner in den Bundestag eingezogen ist, das ist für mich eine der Höhen des UB. Zu den Tiefen gehöre das Abschneiden der SPD bei den Wahlen. „Schwere Zeit waren die Austritte von Sozialdemokraten wegen der Agenda von Kanzler Schröder“ so Hennemann. „Es fehlt dem UB an jugendlichen Nachwuchs in der Fläche, die Ortsvereinszahlen gehen zurück, es gibt zu wenige aktive Ortsvereine, das finde ich bedauerlich“, so Hennemann. Er ist sich sicher: „Der SPD-UB wird weiter gebraucht, meine Partei steht für Frieden, Freiheit und Solidarität.“
Susanne Kastner, „Grand Dame“ der SPD im hiesigem Bereich, macht die „Goldene Hochzeit“ des UB stolz. „Das der Unterbezirk identisch mit dem Wahlkreis ist, ist von Vorteil.
Das hat die politische Arbeit sehr erleichtert, auch von den Parteifreunden so lange Jahre im Vorsitz getragen zu werden macht mich heute noch glücklich. Ein Höhepunkt war die Deutsche Einheit. Auch hat der UB sich dann nach Osten hin orientiert zu den dortigen Parteifreunden und es gab viele Kontakte und Freundschaften. Natürlich gab es auch Tiefen. Ich bin ein Mensch der sich an Tiefen nicht erinnert. Ich habe mir gesagt, jede Tiefe ist eine Chance es wieder besser zu machen. Meine Zeit als Vorsitzende des UB war arbeitsintensiv aber erfüllend. Mir war es wichtig in meinen politischen Ämtern nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Bedauerlich, dass die Mitgliederzahlen zurück gingen. Das ist aber das Los aller Parteien. Die politische Diskussionskultur ist im UB nach wie vor ausgeprägt. Ich halte es für gut, dass jetzt ein junger Vorsitzender das Ruder übernommen hat. Frischer Wind tut dem UB ganz gut. Ich bin sehr dankbar, für das Amt das ich hatte, als Vorsitzende des UB's und als Bundestagsabgeordnete. Ich bin durch die SPD Bundestagsabgeordnete geworden und ein kleines Stückchen Dank an die Partei waren meine vielen Parteiämter.“ hw
Fotos:
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