Jahre Energieberatung im UBIZ und im Landkreis Haßberge

28. November 2017

Blog – Kreisrat Paul Hümmer:

"Um Sonnenstrahlen wird es keine Kriege geben“

Energie

Der Planet ist heute schon überlastet.

Wo Erdöl ist auch Krieg, der Kampf um die Rohstoffe wird mit Waffen geführt. Die Flüchtlinge sind Teil der Klimaveränderungen in der Welt. Durch die Zerstörung der Lebensräume sind z. Z. ca. 25 Mio Menschen auf der Flucht.

Deutschland erreicht seine zugesagten Klimaziele nicht. Die Treibhausgase sind zu 80% aus fossilen Rohstoffen. Das Auto spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Die industrielle Landwirtschaft spielt eine sehr negative Rolle. Der Internetverkehr braucht mehr Energie als der gesamte weltweite Flugverkehr. Wir brauchen 100 % „Erneuerbare Energie“! Ökostrom ist auf Dauer günstiger und ist Beschäftigungswirksamer.

China in der Vorreiterrolle: 782 Mrd. US Dollar in Erneuerbare Energien. BYD baut E-Busse in hohen Stückzahlen. Es werden Werke für E-Busse in Ungarn und in Paris hochgezogen.

Staat Braunkohleabbau brauchen wir Industrie für E-Autos, E-Busse, PV-Solar Werke und dergleichen!

Eine erfolgreiche Energiewende ist auch eine Frage des Friedens

In den Themenfelder Umweltbildung und Energieberatung hat der Landkreis Haßberge frühzeitig Akzente gesetzt, deshalb konnte im Umweltbildungszentrum (UBIZ) in Oberschleichach das zehnjährige Bestehen der Energieberatung des Landkreises gefeiert werden. Dazu waren mit Pater Christof Gerhard und Hans-Josef Fell zwei Experten für die Energiewende als Referenten eingeladen.

Der Präsident der „Energy Watch Group“ Hans-Josef Fell und Pater Christoph Gerhard begrüßten sich herzlich. Die beiden Festredner am UBIZ haben gemeinsam in Schweinfurt Elektrotechnik studiert und vor einiger Zeit zusammen ein Buch geschrieben. „Aus der Schöpfung leben – erneuerbare Energien nutzen“ heißt es und es gibt aus den Erfahrungen der Abtei Münsterschwarzach Tipps für alle, die umsteigen möchten. Die Abtei erzeugt mittlerweile mindestens so viel Energie, wie sie verbraucht – einschließlich des Gymnasiums und der zugehörigen Betriebe. „Beständig sein und maßvoll leben“.

Dafür wirbt auch Hans-Josef Fell, der in seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter wesentlicher Mitbegründer des Erneuerbare-Energien-Gesetzes war. Er lobte die „tolle Leistung des Klosters“, die Anlass für das gemeinsame Buch war. Hier zeige sich, dass der Umstieg „so viel einfacher ist, als es viele in unserer Welt denken“. Fell zeigte sich verzweifelt über immer neue Lippenbekenntnisse, denen nur halbherzige Taten folgen, während ganze Regionen der Welt von Überflutung bedroht sind, auch wenn das Klimaziel von maximal zwei Grad Erderwärmung eingehalten würde. Doch sogar dieses Ziel sei utopisch, weil es nur zu erreichen sei, wenn sofort alle CO2-Emissionen gestoppt würden.

Nicht zuletzt sei eine erfolgreiche Energiewende auch eine Frage des Friedens, denn der Kampf um Rohstoffe und künftig immer stärker um sauberes Wasser produziere weltweit Kriege. „Um Sonnenstrahlen wird es keine Kriege geben“, ist Fell überzeugt. Heute schon gebe es 25 Millionen Klima-Flüchtlinge, bis 2015 werde es eine neue Völkerwanderung geben mit 200 Millionen Menschen, die ihre Heimat verlieren.

Dabei gebe es so gute Ansätze und oftmals sogar einfache Lösungen, wie er an verschiedenen Beispielen aufzeigte. „Wir haben alle Techniken, sie müssen nur mit einer klaren politischen Strategie eingesetzt werden. Die Methoden lehrt das UBIZ“, so Fell. Neuen CO2-Ausstoß vermeiden und gleichzeitig die Atmosphäre reinigen, das gelinge etwa durch Rekultivierung von Wüsten.

Fell zeigte einen Versuch bei Luxor in Ägypten. In die Wüste wurde Jatropha, eine Ölpflanze mit sehr geringen Ansprüchen gepflanzt. Aus ihren Nüssen wird Pflanzenöl für Dieselfahrzeuge gewonnen. Humus entstand, dazwischen wächst inzwischen Hirse „Teller und Tank also“, freute sich Fell. Mit Terra Preta, so genannter Biokohle, könne die Regeneration von unfruchtbarem Land deutlich beschleunigt werden. Wie Doppelnutzen funktioniert, könne man auch in China lernen. Hier erfolgt unter den Modulen einer riesigen Photovoltaikanlage in eigentlich sehr unwirtlicher Umgebung artgerechte Geflügelhaltung, weil die Module Schatten spenden.

Auch wenn sich die ganz großen Entscheidungsträger noch schwer tun mit konsequentem Handeln, forderte Fell die Zuhörer auf, sich selbst nicht entmutigen zu lassen. Große Firmen würden sich da eher ihrer Verantwortung stellen, so decke etwa Google seinen Energieverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, was beachtlich sei, weil das Internet heute mehr Energie verbrauche als der Flugverkehr. Biogas gehe auch ohne Mais-Monokultur und Ökostrom sei auch kosteneffizient. Das mache sich heute schon bemerkbar, werde an den Haushaltsstromkunden aber bisher nicht weitergegeben. „Da ist ein Strickfehler im Gesetz von Ex-Minister Gabriel“, so Fell.

Viele Rückschritte habe es in den letzten Jahren gegeben, ob beim Ausbau von Photovoltaik und Windkraft oder durch die Quasi-Zerschlagung der hoffnungsvollen Energiegenossenschaften durch rechtliche Regelungen. Der Rotmilan sei nicht gefährdet durch Windkraftanlagen, erklärte Fell, ebenso wenig wie die zuverlässige Stromversorgung in der sogenannten „Dunkelflaute“. „Die Stromversorger können das managen, das beweisen sie täglich. Es ist kompliziert, aber machbar“, betonte Fell. Während der FDP-Vorsitzende Christian Lindner befürchte, die Energiewende würde Deutschland deindustrialisieren, zeige die aktuelle Entwicklung eher, wie die einschlägige Industrie in Deutschland zerschlagen und in anderen Ländern mit vielen tausend Arbeitsplätzen aufgebaut wird.

Bericht und Foto von Sabine Weinbeer, Oberaurach

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